Im Sommer 1897 schuf sich die politisch selbstbewusste Wiener Arbeiterschaft mit dem 1. WAFC auch ihren eigenen Fußballverein. Sportlich erfolgreich wurde der Klub jedoch erst nach einer Namensänderung im Jahr 1899.
Am 22. Juli des Jahres 1897 wurde der „Erste Wiener Arbeiter-Fußball-Club“ gegründet. Der Verein orientierte, wie der Name schon sagt, gezielt auf die proletarische Bevölkerung – und stand damit im bewussten Gegensatz zu den elitär-bürgerlichen Cricket- und Fußballvereinen jener Zeit, die am europäischen Kontinent zumeist von britischen Einwanderern initiiert wurden. Als Klubfarben wurden Blau-Rot festgelegt, als Spielfeld fungierte ein mittlerweile verbautes Gelände im heutigen 15. Wiener Gemeindebezirk, das zuvor als Truppenexerzierfeld der kaiserlich-österreichischen Armee diente.
Per Zeitungsannonce suchte man neue Spieler: „Der I. Wiener Arbeiter-Fußballclub, welcher es sich zur Aufgabe gestellt hat, den in Wien so beliebt gewordenen Fußballsport auch unter der arbeitenden Klasse sportfreundlichen Collegen einzuführen, ladet hiermit alle ernstlich sportgesinnten Arbeiter ein, dem Club, welcher bereits über eine Anzahl guter und geschulter Spieler verfügt, beizutreten.“ (Neues Wiener Abendblatt, 5. Mai 1888)
Ganz so „gut“ und „geschult“ war das fußballerische Personal – zunächst v.a. junge Armeerekruten und Jungarbeiter um Kapitän Josef Kailich – denn doch nicht: Von den ersten 19 Matches konnte der 1. WAFC nur ein einziges gewinnen, das Torverhältnis betrug 13:107. Daher kam es angesichts der unbefriedigenden Situation am 8. Jänner 1899 zu einer „Krisensitzung“ des Vereinsvorstandes. Man beschloss als symbolische Komponente eines sportlichen Neustarts die Umbenennung in „Sportclub Rapid“ – und der Rest ist österreichische Fußballgeschichte.
Unter dem neuen Namen ging es aufwärts, 1905 änderte man auch die Vereinsfarben in Grün-Weiß. Als 1911/12 die erste österreichische Fußballmeisterschaft ausgetragen wurde, kürte sich der SC Rapid noch überraschend zum Meister, dann entwickelte man sich zum dominierenden Verein. Bis heute ist der SK Rapid Wien mit 32 Titeln österreichischer Rekordmeister, hinzu kommen 14 Siege im Pokalbewerb, zwei Europacupfinalteilnahmen, sowie – allerdings unter politisch negativen Bedingungen der faschistischen Annexion und Unterdrückung – ein deutscher Meistertitel aus dem Jahr 1941.
Auch wenn der letzte österreichische Meistertitel bereits 14 Jahre zurückliegt, ist Rapid Wien auch 125 Jahre nach der Gründung des 1. WAFC einer der populärsten und größten Sportvereine des Landes. In Abgrenzung zur (weiteren) Kommerzialisierung (Stichwort: Red Bull & Co.) besinnt man sich bei der SCR-Vereinsführung, aber mehr noch in der traditionellen Fanszene wieder vermehrt auf die Wurzeln in der proletarischen Wiener Vorstadt und den Mythos „Arbeiterfußball“: Die ursprünglichen Farben Blau-Rot zieren die Auswärtsdressen der Hütteldorfer und wurden ins allgemeine Design integriert, während auf den Tribünen des Weststadions regelmäßig Transparente zu sehen sind, die an den 1. WAFC von 1897 bis 1899 erinnern.