Die Spannungen in den besetzten Gebieten Palästinas haben sich verschärft, seit sich Israel dazu entschlossen hat, den Grenzübergang Beit Hanoun zu blockieren, der für viele Palästinenserinnen und Palästinenser lebenswichtig ist.
Dschenin/Jericho. Am Dienstagabend wurden bei einer erneuten israelischen Razzia im Flüchtlingslager Dschenin im nördlichen Westjordanland mindestens drei Palästinenser getötet und 30 weitere verletzt, darüber hinaus ein weiterer Palästinenser bei einem separaten Zwischenfall im blockierten Gazastreifen erschossen. Das israelische Militär erklärte, es habe die Operation gestartet, um zwei Palästinenser festzunehmen, die verdächtigt wurden, an Anschlägen gegen Israelis beteiligt gewesen zu sein. Bei den vier in Dschenin Getöteten handelt es sich um Mahmoud Saadi, 23 Jahre alt, Mahmoud Ararawi, 24, Raafat Khamayseh, 22, und Atta Mousa, 29 Jahre alt. In Gaza wurde der getötete Palästinenser als Yousef Salem Radwan, 25, identifiziert. Er wurde von israelischen Streitkräften östlich von Khan Yunis in Gaza erschossen, berichteten palästinensische Medien. Das israelische Militär hat die Tötung im Gazastreifen noch nicht bestätigt.
19-jähriges Opfer nahe Jericho
Wie das palästinensische Gesundheitsministerium mitteilte, stürmten am frühen Mittwoch israelische Streitkräfte das Flüchtlingslager Aqabat Jaber in der südwestlichen Stadt Jericho und töteten außerdem noch einen 19-jährigen Mann. Das palästinensische Gesundheitsministerium identifizierte den Mann als Dhargham al-Akhras. Dabei soll es zu Zusammenstößen zwischen den Einheimischen und den israelischen Soldaten gekommen sein.
„Während der Zusammenstöße feuerten die israelischen Streitkräfte mit scharfer Munition und Tränengas auf die Demonstranten und schossen dem jungen Mann in den Kopf“, fügten palästinensische Quellen hinzu. Anschließend wurde er vergebens in ein Krankenhaus gebracht.
Die israelischen Besatzungskräfte erklärten später, dass ihre Truppen, die zu einer Verhaftungsaktion in das Lager gekommen waren, das Feuer eröffneten, nachdem Palästinenser Sprengsätze auf sie geworfen hätten.
Die Spannungen zwischen Israelis und Palästinensern haben sich seit Januar im Westjordanland verschärft, nachdem das israelische Militär täglich Razzien in palästinensischen Städten, Dörfern und Flüchtlingslagern durchführte, um Palästinenserinnen und Palästinenser festzunehmen, die von den israelischen Sicherheitskräften gesucht wurden.
Schließung von Grenzübergang Beit Hanoun
Die erneute Gewalteskalation ereignete sich, nachdem Israel am späten Sonntag angekündigt hatte, dass es den Grenzübergang Beit Hanoun (in Israel „Erez“ genannt) nach dem Ausbruch von Grenzprotesten und einer „Sicherheitsbewertung“ durch Verteidigungsbeamte geschlossen halten werde.
„Die Wiedereröffnung des Grenzübergangs wird laufend auf der Grundlage der sich entwickelnden Situation in der Region bewertet“, erklärte COGAT, eine für palästinensische Zivilangelegenheiten zuständige Abteilung des israelischen Verteidigungsministeriums. Die Schließung von Beit Hanoun, dem einzigen Fußgängerübergang aus der Enklave nach Israel, hat dazu geführt, dass rund 18.000 Palästinenser aus dem Gazastreifen, die eine israelische Arbeitserlaubnis erhalten haben, ihre Arbeitsplätze nicht mehr erreichen können.
Gisha verurteilt Blockade als illegal
Die Entscheidung, die Einreise nach Israel zu blockieren, wurde von der israelischen Nichtregierungsorganisation Gisha, die sich für die Bewegungsfreiheit von Palästinenserinnen und Palästinenser einsetzt, als „illegale Kollektivstrafe“ verurteilt. Die Maßnahme „schadet den Arbeitern im Gazastreifen und ihren Familien sowie anderen Inhabern einer Aufenthaltsgenehmigung, die aus humanitären Gründen reisen müssen“, so Gisha in einer Erklärung.