HomeKlassenkampfFrauenFrauen haben höheres Armutsrisiko, als die Statistik meinen lässt

Frauen haben höheres Armutsrisiko, als die Statistik meinen lässt

Berechnungen zeigen, dass fast 50 Prozent der Frauen in Österreich armutsgefährdet sind, wenn man nicht das Haushaltseinkommen, sondern das eigene Einkommen betrachtet. 

Wien/Innsbruck. Gestern präsentierten Wissenschaftlerinnen in Wien ernüchternde Befunde. Wenn das Haushaltseinkommen betrachtet wird, zeigt sich, dass höchstens 15 Prozent der Frauen in Österreich als armutsgefährdet gelten könnten. Wenn jedoch die Einkommenssituation von Frauen mit Kindern isoliert betrachtet wird, erhöht sich dieser Anteil auf etwa 50 Prozent, berichtet Christina Siegert von der Universität Wien. Die Soziologin führte eine Studie durch, um zu untersuchen, ob das Einkommen von Menschen in Paarbeziehungen diese vor Armut schützt.

Hohes Armutsrisiko für Mütter

Nach einer Trennung finden sich die beiden ehemaligen Partner in der Regel wirtschaftlich meist wieder auf sich allein gestellt. Das Armutsrisiko, wenn man die Einkommen separat betrachtet, ist somit eine relevante Größe, um die tatsächliche Situation und auch Abhängigkeiten einschätzen zu können. Eine Trennung wirkt sich besonders bei Paaren mit Kindern aus, da hier die Unterschiede im Einkommen zwischen Mann und Frau besonders deutlich sind. Hierbei ist insbesondere die bei Frauen wesentlich höhere Teilzeitquote ausschlaggebend.

Im Rahmen eines von der Initiative „Diskurs“ organisierten Pressegesprächs präsentierte Siegert ihre Befunde, die auf Daten von Eurostat basieren. Die Ergebnisse zeigen, was wenig überraschend ist: Frauen weisen ein signifikant höheres Armutsrisiko im Vergleich zu ihren Partnern auf, besonders wenn Kinder vorhanden sind. Abhängig vom Bildungsgrad sind zwischen 42 und 59 Prozent der Mütter aufgrund ihres individuellen Einkommens armutsgefährdet. Im Kontrast dazu ergab die Untersuchung der Forscherin für Väter, unabhängig vom Bildungsgrad, lediglich ein Armutsgefährdungsrisiko von neun Prozent.

Erhöhung des Mindestlohns und Arbeitszeitverkürzung würden helfen

Die Kommunistische Liste (KL), die bei den Arbeiterkammerwahlen in Tirol antritt, hat vor diesem Hintergrund Forderungen zum Schutz der arbeitenden Frau vor Armut in ihrem Wahlkampf ins Zentrum gestellt. „Frauen würden von einem branchenübergreifenden Mindestlohn von 2.500 Euro und einer Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohn- und Personalausgleich besonders profitieren. Das liegt einerseits daran, dass Löhne in feminisierten Bereichen besonders niedrig sind, andererseits arbeiten Frauen wegen ihrer Sorgeverantwortung vielfach nur Teilzeit. Hier bedeutet eine Arbeitszeitverkürzung de facto eine Lohnerhöhung. Das wäre bei den aktuellen Einkommensunterschieden ein somit eine große Verbesserung“, hält der Spitzenkandidat Tobia Carfora im Rahmen des Wahlkampfes fest. „Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit ist besonders in der Hinsicht auf die häufige finanzielle Abhängigkeit von Frauen und Familien vom besserverdienenden Mann dringend notwendig,“ ergänzt Berivan Turmus, Listenzweite der KL bei den Tiroler AK-Wahlen.

Quelle: Diskurs/ORF/Kommunistische Liste

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