Die israelische Armee hat Berichten zufolge das Flüchtlingslager Dschabalija im Gazastreifen umstellt. Unterdessen wird das Flüchtlingslager unaufhörlich von der israelischen Luftwaffe bombardiert. Augenzeugen berichten von unzähligen Toten.
Im Jahr 1982 umstellte die israelische Armee die palästinensischen Flüchtlingslager Sabra und Schatila im Westen der libanesischen Hauptstadt Beirut. Einen Tag nach der Umstellung der Flüchtlingslager drangen in Absprache mit Israel phalangistische Milizen in das Flüchtlingslager ein. Vom Abend des 16. September bis zum Morgen am 18. September mordeten, folterten und verstümmelten die Milizionäre in den Flüchtlingslagern. Die israelische Armee beobachtete die Massaker aus Beobachtungsposten und beleuchtete die Flüchtlingslager durch das Abfeuern von Leuchtmunition, um die Mörder nachts zu unterstützen. Zusätzlich riegelte das israelische Militär alle Ausgänge aus den Lagern ab. Die Menschen wurden auf grausamste Art ermordet. Der damalige israelische Verteidigungsminister Ariel Sharon und Generalstabschef Rafael Eitan stimmten dem Vorgehen damals zu.
Ähnliches scheint sich nun in Gaza zu wiederholen. Die israelische Armee hat schon vor einigen Tagen das Flüchtlingslager Dschabalija umstellt. Dieses liegt nicht nur in einem Gebiet, das Israel schon vor Wochen als von der Hamas gesäubert erklärt hatte und abgezogen war, mehrere Zonen des Flüchtlingslagers wurden auch als Evakuierungszone vom israelischen Militär ausgewiesen. Palästinenserinnen und Palästinenser wurden von Seiten der israelischen Armee aufgefordert, dort hinzuflüchten. Bei Kämpfen am Boden scheint es in den vergangenen Tagen zu heftigen Gefechten gekommen zu sein.
Aljazeera berichtete am Freitagabend von Aussagen des Zivilschutzes, dass alleine in den letzten 24 Stunden mehr als 90 Leichen auf den Straßen des Flüchtlingslagers geborgen wurden. Viele Gebiete, die von der israelischen Luftwaffe bombardiert werden könnten, allerdings gar nicht erst erreicht werden. Aljazeera berichtet auch darüber, dass gezielt Wohngebäude bombardiert würden und der Eindruck besteht, dass das Flüchtlingslager dem Erdboden gleich gemacht werden soll. Die eingesetzten Bodentruppen würden überdies gezielt noch nicht zerstörte Gebäude sprengen.
Wiederholt sich das Massaker von Sabra und Schatila?
Was in Gaza gerade geschieht, übersteigt das Ausmaß dessen, was im Libanon 1982 geschah um ein Vielfaches. In sieben Monaten Krieg wurden mehr als 35.000 Menschen von der israelischen Armee ermordet. Mehr als zwei Drittel davon sind Frauen und Kinder. Über 80.000 Menschen wurden verletzt und viele werden ihr ganzes Leben mit den Folgen zu kämpfen haben.
Israel verfügt dieses Mal auch über keine Verbündeten, die die Verbrechen für sie begehen. Alle Verbrechen, die in Gaza verübt wurden und weiter verübt werden, wie jetzt im Flüchtlingslager Dschabalija oder in Rafah, werden von der israelischen Armee selbst verübt. Der Gazastreifen soll unbewohnbar gemacht und jede Infrastruktur zerstört werden. Das zeigen nicht nur die aktuell stattfindenden Angriffe auf das Lager im Norden des Gazastreifens. Das zeigen auch die Belagerung und teilweise völlige Zerstörung von Krankenhäusern. Die Aufforderung zur Evakuierung eines Krankenhauses in Rafah durch die israelische Armee lassen darauf schließen, dass sich dort ähnliches wiederholen wird.
Das fortgesetzte völkermörderische Vorgehen der israelischen Armee im Gazastreifen lässt darauf schließen, dass die Zahl der Toten noch um ein Vielfaches steigen wird. Auch dadurch unterscheidet sich die Lage in Dschabalija von der in Sabra und Schatila.
Quelle: AJ