Der ehemalige Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei, Miloš Jakeš, starb in seinem 98. Lebensjahr in Prag.
Prag. Miloš Jakeš wurde am 12. August 1922 in České Chalupy bei Český Krumlov in der Tschechoslowakei geboren und wuchs in einer armen, von Handwerk und Kleinlandwirtschaft lebenden Familie als eines von fünf Kindern auf. Da für seine Eltern ein höherer Schulbesuch unerschwinglich war, kam er auf eine Internatsschule des Bata-Konzerns – Weltmarktführer in der Schuhproduktion in den 1930er Jahren und heute wieder größter Schuhproduzent der Welt. Er wurde dort zum Elektrotechniker ausgebildet, arbeitete zunächst als Monteur und beendete 1944 das parallele Fachschulstudium mit Auszeichnung.
Im Mai 1945 wurde er in die KPTsch aufgenommen und engagierte sich dort vor allem im Bereich der Jugendpolitik. Bereits 1946 wurde er Mitglied des ZK des Tschechoslowakischen Jugendverbandes (Československý svaz mládeže, TschSM), 1950 wurde er zu dessen Vorsitzendem gewählt. 1952 wurde Jakeš Sekretär des ZK der TschSM für Kultur, ideologische Fragen und internationale Angelegenheiten, was er bis 1955 blieb.
1955 bis 1958 studierte Jakeš an der Parteihochschule des ZK der KPdSU in Moskau und war somit befähigt, höhere Funktionen im Staatsapparat der Tschechoslowakei als auch im Apparat der KPTsch auszuüben, wo er danach auch arbeitete.
Gegner des „Prager Frühlings“ und der „Perestroika“
1966 wurde er zum Mitglied der Zentralen Kontroll- und Revisionskommission der KPTsch gewählt, zwei Jahre später zu deren Vorsitzendem. Er wandte sich wie viele andere Parteimitglieder auch gegen die Ideen des sogenannten Prager Frühlings, der mit Schalmeienklängen von einem „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ die Zerstörung des Sozialismus in der CSSR zum Ziel hatte.
Ab 1977 war er Mitglied des Zentralkomitees, ab 1981 des Präsidiums des ZK. Von 1987 bis 1989 war er Generalsekretär der Partei. Er wandte sich gegen die „Perestroika“-Kampagne des Generalsekretärs der KPdSU, Michail Gorbatschow, die schließlich zu einem Sieg der Konterrevolution in allen sozialistischen Ländern Europas führte.
Am 24. November 1989 trat er von seinem Amt zurück und wurde am 5. Dezember 1989 aus der Partei ausgeschlossen. 2003 wurde er zusammen mit einigen anderen ehemaligen KPTsch-Funktionären wegen seiner Haltung im Jahr 1968 vor Gericht gestellt, erhielt aber keine Strafe, da er gegen kein Gesetz der CSSR verstoßen hatte. Erst im November 2019 wurde jedoch ein neuerliches Strafverfahren gegen ihn und andere ehemalige Funktionäre der Kommunistischen Partei eröffnet.
Die Nachricht von seinem Tod wurde vor kurzem bekanntgegeben, er dürfte in aller Stille im kleinen Kreis seiner Familie beigesetzt worden sein, nachdem er am 10. Juli in einem Prager Militärkrankenhaus gestorben war.