Ein Wochenende voller Wetterextreme und Bergnotfälle hat weite Teile der Alpenregion erschüttert. Während Gewitterfronten und Starkregen für Murenabgänge, überflutete Straßen und gesperrte Verkehrswege sorgten, ereigneten sich auch tragische Unfälle im alpinen Gelände.
Unwetterfront sorgt für Dutzende Feuerwehreinsätze
Kräftige Sommergewitter mit Starkregen, Hagel und Sturmböen haben am Samstag und Sonntag in Tirol, Vorarlberg und Salzburg teils schwere Schäden angerichtet. Allein in Tirol registrierte die Leitstelle rund 230 Einsätze. In Schwaz kam es zu lokalen Überschwemmungen und überfluteten Unterführungen, Keller mussten ausgepumpt werden. In Ehrwald im Außerfern ging eine Mure auf eine Skipiste ab – ausgerechnet während einer Hochzeitsfeier auf der Gamsalm. Die Gäste wurden vorsorglich evakuiert, verletzt wurde niemand.
Auch in Vorarlberg wütete das Wetter heftig. Im Montafon kam es in Partenen zu mehreren Murenabgängen, die Ill trat kurzfristig über die Ufer. Flurschäden am Radweg und im Bereich der Mautstelle Gättertobel waren die Folge. Die Feuerwehr Partenen konnte mit schwerem Gerät Schlimmeres verhindern. Der angrenzende Bereich der Silvretta-Hochalpenstraße blieb gesperrt.
Im Salzburger Pongau und Pinzgau mussten am Sonntagabend über 100 Feuerwehrleute zu rund 25 Einsätzen ausrücken – besonders betroffen war Wagrain. Dort blockierte eine Mure die B163 zwischen St. Johann und Wagrain, auch ein Reisebus war betroffen, kam aber rechtzeitig zum Stillstand. In der Stadt Salzburg stand unter anderem die S‑Bahn-Unterführung beim Europark unter Wasser.
Rettungseinsätze in den Bergen – Wanderer von Wetter überrascht
Die Gewitter führten nicht nur im Tal zu Problemen. In der Wolfsklamm bei Stans (Tirol) wurden eine Frau und ihre drei Kinder vom Unwetter überrascht und konnten wegen umgestürzter Bäume nicht mehr weiter. Die Bergrettung Schwaz brachte die Familie unverletzt in Sicherheit.
Weniger glimpflich verlief ein nächtlicher Rettungseinsatz am Lattersteig in Kärnten. Vier Mädchen im Alter zwischen 16 und 17 Jahren waren in kurzen Hosen und Turnschuhen in eine alpine Notlage geraten, nachdem sie bei Sturm und Regen in ein Gewitter geraten waren. Acht Bergretter und zwei Alpinpolizisten bargen die Jugendlichen in einer aufwendigen Nachtaktion. Die Mädchen waren stark unterkühlt, blieben aber unverletzt.
Schwere Unfälle am Großglockner und in den Loferer Steinbergen
Neben wetterbedingten Vorfällen kam es auch zu zwei schweren Bergunfällen. Am Großglockner stürzte eine 56-jährige Oberösterreicherin auf einem Klettersteig kurz vor der Oberwalderhütte rund 30 Meter über felsiges Gelände ab. Sie wurde mit dem Notarzthubschrauber ins Landeskrankenhaus Salzburg geflogen – mit schweren Verletzungen, aber ansprechbar.
Tragisch endete eine Tour auf das Wagendrischelhorn in den Reiter Steinbergen bei Lofer. Ein 59-jähriger Deutscher stürzte beim Klettern in der Südwand rund 50 Meter in eine Felsrinne ab und konnte nur noch tot geborgen werden. Er war gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin unterwegs, beide galten als erfahren und gut ausgerüstet. Die Alpinpolizei ermittelt zur Unfallursache.
Die Ereignisse des vergangenen Wochenendes zeigen eindrucksvoll, wie schnell sich Wetterlagen in den Alpen verschärfen und wie rasch aus harmlosen Touren ernste Gefahrensituationen entstehen können. Die Behörden appellieren einmal mehr an Wanderer und Bergsteiger, Wetterwarnungen ernst zu nehmen und sich gut vorzubereiten.
Quelle: ORF/ORF/ORF/ORF/ORF/Standard