In rund einer Woche beginnt die Fußballeuropameisterschaft der Männer. Das österreichische Team muss bis dahin noch rasch besser werden – doch viel schlimmer ist die Sache mit den schwarz-türkisen Dressen.
Wien/Middlesbrough. Am vergangenen Mittwoch gastierte das österreichische Fußballnationalteam zur EM-Vorbereitung in Middlesbrough. Das Freundschaftsspiel gegen England war letztlich wenig aufregend und ging mit 0:1 verloren. Die ÖFB-Mannschaft war über weite Strecken offensiv wenig gefährlich, doch wurden ihr wohl zwei Elfmeter vorenthalten, und beim unglücklichen Gegentreffer wurde bei der englischen Balleroberung ebenfalls ein Foul nicht gepfiffen. Insofern ist das Resultat halb so wild – trotzdem hätte man vielerlei Fragen diskutieren können, z.B.: Haben wir jetzt endlich einen Einser-Goalie? Kann man sich mal entscheiden, auf welcher Position Alaba spielen soll? Ist die Taktik von Franco Foda noch zeitgemäß? Warum steht Gregoritsch statt Grbic im EM-Kader? Man möchte meinen, diese Angelegenheiten würden die Millionen Reserve-Teamchefs in Österreich beschäftigen, aber nein: Diskutiert werden vielmehr die neuen Auswärtsdressen, die zum Einsatz kamen – und zwar in der Kategorie Shitstorm.
Allerdings nicht unberechtigt, zumal überaus unklar ist, was da ab- und schiefgelaufen ist. Schwarze Shirts mögen irgendwie noch angehen, die türkisen Armstreifen und Hosen sind jedoch ein wenig exzentrisch, um es freundlich zu formulieren. Beinahe liegt der Verdacht nahe, die ÖVP hätte diese türkis-schwarze Kombination in Auftrag gegeben, doch der ÖFB verneint freilich jedes politische Statement – es gilt die Unschuldsvermutung. Dass das Ganze eher schirch ist, steht tendenziell mal außer Frage, dass Türkis nicht zu den Traditionsfarben des ÖFB zählt, ebenfalls. Aber vielleicht war der Grundgedanke der Designer von Ausrüster Puma ja der Tabubruch, wie sich auch anderweitig zeigt: Der österreichische Wappenadler verschwand von der Brust – dort kreist nun der Schriftzug „Österreich“ – und wurde in den Nacken verbannt. Damit aber nicht genug, er wurde vom ÖFB auch, ähm, „umgestaltet“: Nicht der staatliche Bundesadler mit antifaschistisch gesprengten Ketten sowie Hammer und Sichel ist dort zu finden, sondern ein neues Verbandslogo, das eigene Wege beschreitet: Irgendein schwarzer Vogel im Pseudo-Jugendstil, der einen Fußball bebrütet und statt majestätischer Schwingen eher zehn spinnenartige Arme hat. Nun ja. – Wie auch immer: Die österreichischen Fans fordern recht eindeutig: Das österreichische Nationalteam hat in rot-weiß-rot zu spielen!
Dazu darf man freilich anmerken, dass dies keineswegs die ursprünglichen Traditionsfarben der Nationalmannschaft sind. Ab 1908 trat das österreichische Team in weißen Trikots und schwarzen Hosen an, die rot-weiße Kombination kam lediglich als notwendige Ersatzvariante bei (tatsächlichen oder formellen) Auswärtsmatches zum Einsatz – so z.B. beim 3:2 gegen die BRD in Cordoba 1978. Und damit sind wir bei Hans Krankl: Dessen Teamchef-Ära war zwar mäßig erfolgreich, doch setzte er 2002 durch, dass die österreichischen Hauptdressen nun rot-weiß-rot sind – und dies ist bis heute so geblieben. Die weiß-schwarze, eigentlich ältere Bekleidung wurde sodann zur Zweit- und Auswärtskluft – bis jetzt, 2021, als aus unerfindlichen Gründen Schwarz-Türkis Einzug hielt. Und es hilft nix: Bei der EM werden diese Auswärtsdressen zum Einsatz kommen, etwa beim Spiel gegen die Niederlande in Amsterdam. Danach sollte man sie aber wieder einmotten. Denn Österreich spielt in rot-weiß-roten Farben sowie gegebenenfalls weiß-schwarz. Alles andere ist ärgerlich und unzulässig.
So viel zu den wirklich wichtigen Dingen des Lebens und des Fußballs. Angeblich hat v.a. Letzteres auch eine sportliche Seite, aber um solche Nebensächlichkeiten kümmern wir uns, wenn die Europameisterschaft beginnt.
Quelle: Laola1