Air Canada steckt weiter im Tarifstreit: Die Flugbegleiter haben das Lohnangebot mit 99 Prozent abgelehnt. Ein Streik ist ausgeschlossen – nun soll ein Mediator die Lösung bringen.
Montreal. Die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter von Air Canada haben am Samstag eine Lohnvereinbarung mit überwältigender Mehrheit abgelehnt. Der erbitterte Tarifkonflikt wird nun voraussichtlich durch Mediation beigelegt, da die Beschäftigten keine weiteren rechtlich zulässigen Streikmaßnahmen ergreifen dürfen.
Die Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter von Air Canada und Air Canada Rouge stimmten zu 99,1 Prozent gegen die Ratifizierung des Lohnangebots des Unternehmens, teilte die Gewerkschaft mit.
Flugbegleiter wollen für gesamte Arbeitszeit bezahlt werden
Vorwiegend ging es beim Streik darum, für die Zeit von der Anmeldung bis zum Ende des jeweiligen Dienstes bezahlt zu werden. Flugbegleiter von Air Canada und mehreren US-Fluggesellschaften wie United Airlines haben erfolgreich das Vergütungsmodell infragegestellt, das das Kabinenpersonal überwiegend nur dann bezahlt, wenn sich das Flugzeug bewegt.
Am 19. August war eine vorläufige Vereinbarung erzielt worden, um einen viertägigen Streik zu beenden, der eine halbe Million Passagiere stranden ließ. Air Canada und die Kanadische Gewerkschaft der Öffentlichen Bediensteten einigten sich darauf, dass keine Arbeitsniederlegung eingeleitet werden könne, und es werde daher weder Streik noch Aussperrung geben, sodass die Flüge weiterhin durchgeführt würden, erklärte die Fluggesellschaft. Der Lohnteil der Vereinbarung werde in ein Mediationsverfahren überführt und, falls dort keine Einigung erzielt werde, in ein Schiedsverfahren, so Air Canada.
Auswirkungen auf die USA
Sara Nelson, internationale Präsidentin der Association of Flight Attendants, sagte gegenüber Reuters, die öffentliche Unterstützung für den Streik bei Air Canada helfe auch ihren Mitgliedern in den USA. Die AFA vertritt die Flugbegleiter von United, die kürzlich eine vorläufige Vereinbarung ablehnten – teilweise wegen Forderungen nach Bezahlung von Bodenarbeit.
„Der inspirierende Kampf der Air-Canada-Flugbegleiter ist hilfreich und schafft Momentum“, sagte Nelson.
Während die Flugbegleiter im vorgeschlagenen Vertrag von Air Canada einige entscheidende Zugeständnisse erreichen konnten, gab es weiter Unstimmigkeiten, da das Gesamtpaket beim Thema unbezahlte Arbeit unzureichend war.
Der vorgeschlagene Vierjahresvertrag hätte eine Lohnerhöhung von etwa 20 Prozent für Berufsanfänger und 16 Prozent für erfahrenere Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter vorgesehen.
Die Crew hätte außerdem 60 Minuten Bezahlung vor Abflug auf Schmalrumpfflugzeugen und 70 Minuten auf Großraumflugzeugen erhalten, wobei die Vergütung im ersten Jahr bei 50 Prozent des Stundenlohns der Flugbegleiter beginnen und bis zum vierten Jahr auf 70 Prozent steigen sollte.
Lebenshaltungskosten weiterhin ein Problem
Die Flugbegleiter erklärten, dass die Gehaltserhöhungen ihre gestiegenen Lebenshaltungskosten – insbesondere in teuren Städten wie Toronto – nicht deckten. Viele seien gezwungen, zwei oder drei Jobs gleichzeitig auszuüben, um über die Runden zu kommen.
Die Vereinbarung sei zwischen Air Canada und der Gewerkschaft mit einem Mediator in einem Hotel am Flughafen Toronto unter der Androhung strafrechtlicher Anklagen geschlossen worden, erklärte Gewerkschaftspräsident Mark Hancock.
„Mein Verständnis war, dass sie am nächsten Tag, wenn es keine Einigung gegeben hätte, vor Gericht gegangen wären und wegen Missachtung des Gerichts strafrechtliche Schritte, Anklagen und Geldstrafen beantragt hätten“, sagte Hancock. „Es wäre auf die nächste Ebene eskaliert.“
Quelle: Reuters