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Albanien/Iran: Abbruch der diplomatischen Beziehungen

Albanien vermutet den Iran hinter einer Cyberattacke von Mitte Juli dieses Jahres. Die USA geben dem NATO-Mitglied Rückendeckung.

Tirana. Die albanische Regierung hat die diplomatischen Beziehungen zum Iran abgebrochen. Ministerpräsident Edi Rama verkündete gestern, dass iranische Regierungsbeamte 24 Stunden Zeit hätten, um das Land zu verlassen.

Der Abbruch der Beziehungen findet seine Ursache in einem von der albanischen Regierung getätigten Vorwurf: Auf das Konto des Irans ginge demnach ein massiver Cyberangriff zulasten Albaniens. Große Schäden seien durch die Cyberattacke jedoch nicht entstanden. Dem albanischen Ministerpräsidenten zufolge, könnten sie als „minimal“ eingeschätzt werden.

Die Antwort Albaniens kommt jedoch spät. Die Cyberattacke, die mutmaßlich vom Iran ausging, fand am 15. Juli statt. Die Attacke hätte darauf abgezielt, die elektronischen Infrastrukturen des Landes lahmzulegen. Die albanische Regierung sprach in diesem Zusammenhang von einer „eingehenden Untersuchung“, die die Täterschaft klar dem Iran zuordnen könne.

Volksmudschahedin in Albanien

Geht man nun davon aus, dass die Cyberattacke tatsächlich von der iranischen Regierung ausgegangen sei, so stellt sich natürlich die Frage nach dem Grund eines solchen Angriffs. Spekuliert wird, dass die iranischen Ressentiments daher rühren, dass Albanien seit 2013 auf Druck der UNO und der USA tausende Mitglieder der aus dem Iran stammenden Volksmudschahedin aufgenommen habe. Diese politische Organisation ist seit dem Jahr 1981 im Iran verboten. Sie wird seit längerem von der CIA unterstützt, um den Iran zu destabilisieren. Aus einem Interview mit dem ARD-Magazin Monitor vom Jahre 2006 geht etwa hervor, dass die Zusammenarbeit mit der CIA auf Terrorismus fußte. Der Ex-CIA-Beamte Ray MacGovern beantwortete damals die Frage, warum die CIA mit den Volksmudschahedin zusammenarbeite, folgendermaßen:

„Ich denke, weil sie vor Ort sind, und weil sie bereit sind, sich für uns einspannen zu lassen. Früher galten sie für uns als Terrororganisation. Und genau das sind sie auch. Aber jetzt sind sie unsere Terroristen.“

MacGovern nach wurden die Mitglieder dieser Organisation für die „üblichen Geheimdiensttätigkeiten“ eingesetzt: „Sensoren anbringen, um das iranische Atomprogramm zu überwachen“, „Angriffsziele für die Luftwaffe markieren“, „geheime Lager einrichten und die Truppenstationierung überwachen“ und „ein bisschen Sabotage“.

Karen Kwiatkowski, eine Ex-Pentagon-Beamtin, ließ in derselben Sendung verlauten, dass die Volksmudschahedin für Dinge eingesetzt würden, für die sich die US-amerikanische Regierung eigentlich schämen müsste:

„Die Volksmudschaheddin sind bereit, Dinge zu tun, für die wir uns schämen müssten, und über die wir am liebsten schweigen. Doch genau für solche Aufgaben benutzen wir sie.“

USA gleich zur Stelle

Die Vereinigten Staaten kündigten auch deshalb nach dem mutmaßlichen Cyberangriff an, „zusätzliche Maßnahmen“ gegen den Iran zu ergreifen. Dies geht aus einer Erklärung der Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates des Weißen Hauses, Adrien Watson, hervor, die das gemutmaßte Vorgehen des Irans scharf verurteilt:

„Die Vereinigten Staaten verurteilen den Cyberangriff des Irans auf unseren NATO-Verbündeten Albanien aufs Schärfste“, erklärte Watson.

Jake Sullivan, nationaler Sicherheitsberater der USA, erklärte in einem Vermerk, dass das Verhalten des Irans die Normen für ein verantwortungsbewusstes Verhalten eines Staates im Cyberspace in Friedenszeiten missachtet habe. Kritische Infrastrukturen, die Dienste für die Öffentlichkeit bereitstellen, dürften demzufolge nicht beschädigt werden. Cyberangriffe eines Landes, die „absichtlich kritische Infrastrukturen beschädigen, stellen ein hohes Risiko für die Öffentlichkeit dar und können zu Eskalation und Konflikten führen“, heißt es in der Erklärung des Weißen Hauses.

Quellen: ORF / TAZ / RAINews

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