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Asowstal: Kapitulation, nicht Evakuierung

Die eingekesselten ukrainischen Soldaten im Stahlwerk Asowstal von Mariupol kapitulieren massenhaft und begeben sich in russische Gefangenschaft. Der ukrainische Präsident Selenskyi versucht daraus eine Evakuierung zu machen.

Mariupol/Kiew/Moskau. Nach der Evakuierung der in den Atombunkeranlagen des Stahlwerks Asowstal befindlichen Zivilpersonen in der vorigen Woche, begann diese Woche die Kapitulation der noch verbliebenen ukrainischen Soldaten und der Angehörigen des rechtsextremen Asow-Bataillons. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskyi versuchte die Kapitulation am Dienstag noch in einer für seine Landsleute und seine internationalen Unterstützer bestimmten Umdeutung in eine Evakuierung zu beschönigen. Nachdem immer mehr Bilder und Filmaufnahmen der massenhaften Kapitulation der ukrainischen Soldaten aufgetaucht waren, bekam er Probleme mit seiner Glaubwürdigkeit. Der neue Versuch, von einem baldigen Austausch gegen russische Soldaten, der so gut wie vereinbart sei, zu sprechen, scheiterte ebenfalls, weil seine Aussagen von russischer Seite nicht bestätigt wurden.

Mit Stand von Donnerstag früh hatten sich 1.730 ukrainische Kämpfer ergeben, sie wurden in russisch kontrollierte Orte im Donbass gebracht. Unter ihnen waren 80 zum Teil schwer Verletzte, die in einem Krankenhaus behandelt würden. Russland bemüht sich offenbar, die faire und den internationalen Konventionen entsprechende Behandlung der Gefangenen zu dokumentieren, so wurde einem Vertreter der ukrainischen Armee und einem Abgesandten des Internationalen Roten Kreuzes die Möglichkeit gegeben, mit den Gefangenen zu sprechen und von diesen bestätigt zu bekommen, dass sie keinen Torturen ausgesetzt sind sowie anständig behandelt werden. Damit will die russische Seite offenbar einen Kontrast zur Behandlung russischer Gefangener in der Ukraine herstellen. Besonders das Asow-Bataillon soll sich durch besondere Grausamkeit Gefangenen gegenüber ausgezeichnet haben.

Die Kapitulation hätte schon viel früher stattfinden können, sodass Menschenleben geschont worden wären, das wurde den Eingekesselten jedoch von ihren Vorgesetzten bis vor ein paar Tagen untersagt. Noch vor kurzem schrieben westliche Medien unter Berufung auf ukrainische Quellen ganz unterschiedliche Zahlenangaben über die Eingekesselten. Der Standard zum Beispiel berichtete noch vor ein paar Tagen von 600, anderen Zeitungen von 3.000, was den Schluss nahelegt, dass Kiew selbst nichts Genaues wusste.

Während die gewöhnlichen Soldaten und Offiziere der ukrainischen Armee tatsächlich bald gegen russische Kriegsgefangene ausgetauscht werden könnten, droht Angehörigen des Asow-Bataillons die Anklage vor Gerichten der „Volksrepubliken“ Luhansk und Donezk sowie der Russischen Föderation, sofern ihnen Verbrechen aus den letzten 8 Jahren nachgewiesen werden können.

Wie viele Kämpfer sich noch in den Katakomben des Stahlwerks befinden und wer sie sind, dürfte sich wohl bald herausstelllen. 

Quellen: derstandard​.at/kp​.rukp​.ru

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