Hyundai droht ein neuer Arbeitskampf: Die Gewerkschaft mit 40.000 Mitgliedern kündigt für diese Woche Teilstreiks in mehreren Werken an – gefordert werden kürzere Arbeitszeiten, höhere Löhne und ein höheres Pensionsalter.
Seoul. Die Hyundai-Gewerkschaft, eine der größten und einflussreichsten Arbeitnehmervertretungen in Südkorea, hat seit sieben Jahren keine Vollstreiks mehr in Kollektivverhandlungen geführt. Im Dezember 2024 legten die gewerkschaftlich organisierten Hyundai-Beschäftigten aus Protest gegen die gescheiterte Verhängung des Kriegsrechts durch Ex-Präsident Yoon Suk Yeol für zwei Tage die Arbeit nieder. Bereits 2003 war die Hyundai-Gewerkschaft eine der ersten Arbeitnehmervertretungen in Südkorea, die eine Fünf-Tage-Woche erkämpfte – in einem Land, in dem die meisten Menschen zuvor auch am Samstagvormittag arbeiteten.
Die Gewerkschaft wird in dieser Woche an Standorten in ganz Südkorea über drei Tage hinweg Teilstreiks abhalten, um kürzere Arbeitszeiten und höhere Löhne durchzusetzen. Das geht aus einer Mitteilung hervor, die an die Gewerkschaftsmitglieder verschickt wurde.
Die Gewerkschaft, die rund 40.000 Mitglieder zählt, wird die Teilstreiks an verschiedenen Standorten durchführen, darunter in den Werken in Ulsan, Jeonju und Asan, hieß es in dem Schreiben. Die Beschäftigten werden ihre Arbeit am Mittwoch und Donnerstag jeweils für zwei Stunden und am Freitag für vier Stunden niederlegen.
Gewerkschaft fordert höheres Pensionsalter
Die Entscheidung für Arbeitskampfmaßnahmen fiel, nachdem am 25. August eine Mehrheit der Gewerkschaftsmitglieder dem Plan zugestimmt hatte. Die Gewerkschaft forderte vom Management eine Bonuszahlung in Höhe von 30 Prozent des Unternehmensgewinns im Jahr 2024, in dem Hyundai in den USA Rekordumsätze erzielt hatte. Außerdem verlangt die Gewerkschaft eine Anhebung des Pensionsalters von derzeit gesetzlich garantierten 60 Jahren auf 64 Jahre sowie die Einführung einer viereinhalb-Tage-Woche, erklärte ein Gewerkschaftssprecher.
In Südkorea bedeutet „höheres Pensionsalter“ tatsächlich länger in einem sicheren Job bleiben zu können – denn wer mit 60 ausscheidet, landet oft in schlecht bezahlten, prekären Tätigkeiten, da man von den niedrigen Pensionen Südkoreas nur schlecht leben kann. Die Gewerkschaften fordern daher eine Anhebung, um Altersarmut zu verhindern und den Beschäftigten noch länger Würde und Einkommen zu sichern. Von einem höheren Pensionsalter können die angrenzenden Nachbarn vorerst nur träumen: Die Pension in Nordkorea richtet sich nach einem prozentualen Anteil des vorherigen Einkommens und wird durch staatlich garantierte Lebensmittelrationen, Wohnung und medizinische Versorgung ergänzt.
Quelle: Reuters