Trotz einer fragilen, in Kairo vermittelten Waffenruhe setzt Israel seine Angriffe auf den Gazastreifen fort. Berichte sprechen von Dutzenden Verstößen, Hunderten Opfern und einer systematischen Eskalation, während Minister Itamar Ben-Gvir öffentlich zur Wiederaufnahme der Offensive aufruft – ein weiteres Kapitel im andauernden Krieg gegen die palästinensische Bevölkerung.
Gaza-Stadt / Tel Aviv. Itamar Ben-Gvir, Israels faschistischer Minister für nationale Sicherheit, forderte am Sonntag Premierminister Benjamin Netanjahu auf, die Militäroffensive gegen den Gazastreifen vollständig wiederaufzunehmen. Er schrieb in den sozialen Medien: „Ich rufe den Premierminister dazu auf, die IDF anzuweisen, die Kämpfe im Gazastreifen mit maximaler Härte vollständig wiederaufzunehmen.“
Zeitgleich führt die israelische Luftwaffe nach Angaben aus der Region derzeit Luftangriffe auf Rafah im Süden des Gazastreifens durch. Ben-Gvir, der zuvor wegen Aufstachelung zum Hass gegen Palästinenserinnen, Palästinenser, Vandalismus und Unterstützung des Terrorismus verurteilt worden war, kritisierte außerdem, dass Tel Aviv kurz nach der fragilen in Kairo vermittelten Waffenruhe hunderte Hilfstrucks nach Gaza habe einfahren lassen; er warf der Hamas vor, diese Öffnung auszunutzen, indem sie die Rückgabe der in ihrer Gewalt befindlichen sterblichen Überreste israelischer Gefangener verzögere.
Israel führt Genozid trotz Waffenruhe fort
Das Regierungsmedienamt des Gazastreifens berichtete am Sonntag, israelische Streitkräfte hätten seit Inkrafttreten der Waffenruhe 80 Verstöße begangen und warnt, das Ausmaß der Angriffe stelle eine ernste Bedrohung für das fragile Abkommen dar und verstoße gegen das internationale humanitäre Recht. Demnach hätten Truppen wiederholt Zivilistinnen und Zivilisten mit scharfer Munition, Artilleriefeuer und Feuerwällen angegriffen sowie willkürliche Verhaftungen vorgenommen.
Panzer und gepanzerte Fahrzeuge seien in der Nähe dicht besiedelter Gebiete stationiert worden, Drohnen und Kampfflugzeuge flogen weiterhin über zivile Zonen und bombardieren diese. In einigen Einsätzen seien elektronische Kräne mit ferngesteuerten Waffensystemen eingesetzt worden, um auf palästinensische Gebiete zu schießen. Laut Bericht haben diese Aktionen seit Beginn der Waffenruhe mindestens 97 Palästinenserinnen und Palästinenser getötet und mehr als 230 weitere verletzt; Beamte warnten, die Waffenruhe könne vollständig zusammenbrechen, falls solche Verstöße anhalten.
Hamas: Bedingungen erfüllt
Die Al-Qassam-Brigaden, der militärische Arm der Hamas, erklärten in einer Stellungnahme, sie hätten „alle lebenden Gefangenen und die Leichen, die sie erreichen konnten, übergeben.“ Zugleich wiesen sie darauf hin, dass die verbleibenden Leichen „erhebliche Anstrengungen und spezielle Ausrüstung erfordern, um sie zu suchen und zu bergen“, und dass die Bemühungen andauerten, die Angelegenheit zu schließen. Die Brigaden betonten, sie blieben dem Prozess verpflichtet, trotz der nach eigener Darstellung vom Besatzungsregime auferlegten Hindernisse. Gleichzeitig wiederholte die Bewegung, dass sie verpflichtet sei, „jede Bedingung der Waffenruhe“ einzuhalten; sie könne jedoch seit dem erneuten Vorrücken israelischer Truppen in die Stadt Rafah im März keinen Kontakt mehr zu ihren Kämpfern dort herstellen. Da Rafah weiterhin unter vollständiger israelischer Militärkontrolle und als „rote Zone“ ausgewiesen sei, wisse die Bewegung nicht, ob ihre Kämpfer in dem Gebiet getötet worden seien oder noch lebten.