Während in Gaza Tausende an Hunger und Bomben sterben, wächst international die Solidarität mit dem palästinensischen Volk – selbst in Israel formiert sich Widerstand gegen Netanyahus Krieg.
Ein Volk am Rande des Überlebens
Das verbrecherische Projekt Israels, die gesamte Enklave Gaza militärisch zu besetzen und die Palästinenser von ihrem Land zu vertreiben, nimmt immer brutalere Formen an. Mit voller Rückendeckung seiner euroatlantischen Verbündeten setzt Tel Aviv seinen Vernichtungsfeldzug fort. Das Ziel: die Zerschlagung des palästinensischen Widerstands und die Durchsetzung geopolitischer Interessen auf dem Rücken einer hungernden, entrechteten Bevölkerung.
Allein in den letzten Tagen starben mindestens 34 Palästinenser durch israelische Bombardements. In der südlichen Stadt Asdaa wurden 17 Menschen getötet, als israelische Jets Zelte von Geflüchteten in Schutt und Asche legten. Zugleich führen Soldaten Razzien im Westjordanland durch: In al-Mughayir bei Ramallah wurden über 30 Häuser gestürmt, Felder mit Olivenbäumen plattgewalzt – ein Muster kolonialer Zerstörung.
Hungertod als Waffe
Besonders perfide ist die systematische Aushungerung der Bevölkerung. Das palästinensische Gesundheitsministerium meldet inzwischen 281 Hungertote, darunter 114 Kinder. Allein in den letzten 24 Stunden starben acht Menschen, zwei davon Kinder.
Die Zahlen sind erschütternd: Rund 320.000 Kinder befinden sich in lebensbedrohlichem Zustand aufgrund schwerer Unterernährung. Das bestätigt Mohammed Abu Salmiya, Direktor des al-Shifa-Krankenhauses in Gaza-Stadt. „Alle Verwundeten, die in den Spitälern liegen, leiden gleichzeitig an Unterernährung“, erklärt er.
Auch das Nasser Medical Complex in Khan Younis schlägt Alarm. Abteilungsleiter Ahmed al-Farra spricht von einer „katastrophalen Lage“, die ohne Vergleich in der jüngeren Geschichte sei: Jeder vierte Minderjährige in Gaza sei bereits mangelernährt, Zehntausende Kinder stünden kurz vor dem Hungertod. „Wir bräuchten zehn Spitäler in der Größe des Nasser-Komplexes, um nur die Kinder versorgen zu können“, so al-Farra. Doch stattdessen sterben manche schon vor den Toren der Klinik, weil es keine Milch und keine Medikamente mehr gibt.
Überfüllte Spitäler, leere Vorräte
Die Krankenhäuser sind restlos überfordert. Der ärztliche Leiter der Hilfsorganisation Medical Aid for Palestinians, Liz Allcock, beschreibt „überfüllte Notaufnahmen, wo Verletzte auf dem Boden behandelt werden, während neben ihnen Unterernährte und Tote liegen, weil die Leichenhallen keinen Platz mehr haben“.
Die Ausrufung einer offiziellen Hungersnot durch die unabhängige Integrated Food Security Phase Classification (IPC) bestätigt, was Helfer seit Monaten berichten: Über eine halbe Million Menschen – ein Viertel der Bevölkerung – leben bereits in Hungerbedingungen. Die Dunkelziffer liegt höher, da die Blockade die Verteilung von Hilfsgütern verhindert.
Die israelische Regierung setzt dabei Hunger bewusst als Kriegswaffe ein. „Menschen werden in der Warteschlange für Brot oder Wasser erschossen“, erklärt der türkische Kommunist Ali Ufuk Arikan. „Dies ist Teil einer Strategie, um die palästinensische Gesellschaft vollständig zu zerbrechen.“
Internationale Solidarität wächst
Doch das palästinensische Volk steht nicht allein. In Athen organisierte die kommunistische Gewerkschaftsfront PAME gemeinsam mit dutzenden Verbänden ein Solidaritätsmeeting auf dem Syntagma-Platz. Tausende Menschen forderten ein Ende der griechischen Kooperation mit Israel und die sofortige Anerkennung des palästinensischen Staates. Dimitris Koutsoumbas, Generalsekretär der Kommunistischen Partei Griechenlands (KKE), machte deutlich: „Das barbarische Projekt Israels darf nicht siegen. Jetzt muss die Solidarität auf die Straße getragen werden.“
Ähnliche Szenen in Ankara: Vor der Residenz des israelischen Botschafters demonstrierte die Kommunistische Partei der Türkei (TKP) trotz Polizeiblockaden. Transparente mit der Aufschrift „Die Besatzer werden verlieren – das palästinensische Volk wird siegen“ bestimmten das Bild. Redner prangerten nicht nur Israel, sondern auch die Rolle der USA, Deutschlands und der türkischen Regierung an, die weiterhin Öl und Waren nach Israel liefern. „Wer Israel Waffen und Treibstoff gibt, trägt Mitverantwortung am Tod jedes Kindes in Gaza“, erklärte Arikan.
Für den Weltfriedenstag am 1. September ruft die Partei der Arbeit (PdA) österreichweit zu Kundgebungen auf. Im Aufruf zu den Kundgebungen schreibt die PdA: „Es gibt auf der Erde genug Atomsprengköpfte, um unseren Planeten mehrmals in Schutt und Asche zu legen und jedes Leben zu verunmöglichen. Im Gazastreifen verübt die israelische Armee einen Genozid an den Palästinensern. In der Ukraine tobt nach wie vor ein imperialistischer Krieg, dessen Eskalation jederzeit zu einem direkten militärischen Aufeinandertreffen von Großmächten führen könnte. Überall wird weiter aufgerüstet, als sei der Dritte Weltkrieg bereits beschlossene Sache.“ In einigen Städten finden die Kundgebungen gemeinsam mit den lokalen Palästina Solidaritätsgruppen statt.
Bildung im Schatten der Bomben
Trotz Hunger, Obdachlosigkeit und Bombardierungen versuchen palästinensische Kinder weiter zu lernen. Die UN-Agentur für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA) berichtet, dass Klassenzimmer zu Notunterkünften geworden sind. In ihrer Kampagne „Keep Us Learning“ betont sie, wie wichtig Bildung für die Kinder im Krieg ist.
Die 11-jährige Leen schildert in einem UNRWA-Video: „Das letzte Mal, dass ich zur Schule ging, war ich in der dritten Klasse. Jetzt bin ich in der fünften, habe mein Zuhause und meine Freunde verloren. Aber ich will mein Wissen nicht verlieren, weil ich so gerne lerne.“ Nach einem Tag, an dem sie Wasser schleppt und Holz sammelt, nimmt sie ihr Telefon und lernt online weiter – ein stiller, aber eindrucksvoller Akt des Widerstands.
Risse im israelischen Kriegskurs
Doch nicht nur außerhalb Israels regt sich Widerstand. Auch in Tel Aviv und anderen Städten wächst die Kritik an Netanyahus endlosem Krieg. Angehörige israelischer Geiseln, die seit dem 7. Oktober in Gaza festgehalten werden, werfen der Regierung vor, bewusst eine Austauschvereinbarung zu sabotieren.
„Unsere Kinder werden auf dem Altar eines ewigen Krieges geopfert“, erklärte das Bündnis der Familien. Sie protestieren vor den Häusern von Ministern, beschuldigen den rechtsextremen Sicherheitsminister Itamar Ben-Gvir der „Mittäterschaft am Tod der Gefangenen“. Viele fordern offen ein Ende des Krieges, weil er weder Sicherheit noch Freiheit bringe, sondern nur das Leiden verlängere.
Ein Völkermord unter den Augen der Welt
Die Zahlen sprechen für sich: Mehr als 60.000 Palästinenser seit Oktober 2023 getötet, Hunderttausende an den Rand des Hungertodes gebracht, ein ganzes Volk systematisch entwurzelt. Israel rechtfertigt diese Politik mit dem „Kampf gegen Terror“, doch selbst nach eigenen Angaben ist die überwältigende Mehrheit der Opfer Zivilistinnen und Zivilisten.
Die internationale Gemeinschaft, insbesondere die USA und die EU, machen sich durch ihre politische und militärische Unterstützung mitschuldig. Sie tolerieren den Einsatz von Hunger als Waffe, die Bombardierung von Flüchtlingslagern und Krankenhäusern, die Zerstörung von Schulen und die Vertreibung ganzer Dörfer.
Doch trotz all der Zerstörung wächst die Solidarität. Von Athen bis Ankara, von Wien bis Buenos Aires gehen Menschen auf die Straße, um an der Seite der Palästinenser zu stehen. Sie fordern ein sofortiges Ende des Krieges, die Anerkennung des palästinensischen Staates und Gerechtigkeit für die Opfer.
So wird Gaza nicht nur zum Schauplatz eines der schlimmsten Verbrechen unserer Zeit, sondern auch zum Symbol des Widerstands – gegen Kolonialismus, gegen Krieg und gegen die imperialistischen Kriegspläne.
Quelle: 902.gr/902.gr/soL/al Mayadeen/AJ