HomeInternationalesPolizeibrutalität gegen streikende Texprint-Arbeiter spitzt sich weiter zu

Polizeibrutalität gegen streikende Texprint-Arbeiter spitzt sich weiter zu

Seit fast zwei Monaten wird vor den Toren der Texprint-Fabrik gestreikt, Streikposten verhindern die Ausfuhr der im Ausbeuterbetrieb hergestellten Waren. Ein erneuter Räumungsversuch offenbarte die beispiellose Gewalt der im Dienste des Kapitals agierenden Polizeikräfte.

Italien/Prato. Der nervenstrapazierende Streik der Arbeiter von Texprint läuft bereits seit fast zwei Monaten. Immer noch stehen Tag und Nacht Streikposten, um die Warenausfuhr des Ausbeuterbetriebs zu verhindern. Wir berichteten Anfang März von den menschenunwürdigen und im Grunde auch illegalen Methoden des Textil-Betriebs in Prato (Toskana), in welchem die Arbeiterinnen und Arbeiter ohne Pausen und ohne reguläre Arbeitsverträge 12-Stunden-Schichten für sieben Tage in der Woche schieben müssen. Die in der Basisgewerkschaft SI Cobas organisierten Arbeiter stellten deshalb die Losung „Nie wieder Sklaven“ und die Forderung „8x5“ auf.

Große Solidaritätsbekundungen

Bei der angekündigten Solidaritätskundgebung am 6. März, zu deren Teilnahme auch die Kommunistische Jugendfront (FGC) und die Kommunistische Partei in Italien (PC) aufriefen, kamen denn auch hunderte Menschen ins Stadtzentrum, um ihrem Unmut kundzutun. Dabei handelte es sich nicht nur um politisch Organisierte, sondern auch um Teile der dort ansässigen Bevölkerung und um solidarische Arbeiterinnen und Arbeiter aus anderen Betrieben der Industriezone von Prato. Ein diesbezüglicher öffentlicher Appell von SI Cobas zur Unterstützung der streikenden Arbeiter wurde indes von vielen bekannten Persönlichkeiten, Kulturinstitutionen, Vereinen, Gewerkschaften und Parteien unterzeichnet, unter ihnen etwa die linken Bands 99 Posse und Modena City Ramblers, der bekannte Historiker Alessandro Barbero sowie die Gewerkschaften CUB und USB.

Brutale Räumungsaktion

Gestern startete ein großes Aufgebot an Bereitschaftspolizei insgesamt drei Räumungsversuche gegen die Streikposten. Schon beim ersten Angriff in den frühen Morgenstunden mussten zwei Arbeiter von der Ersten Hilfe ins Spital gebracht werden, einer davon war von einem Polizisten bewusstlos geschlagen worden. Handyaufnahmen waren sofort durch Einschüchterungen der Polizei und Carabinieri unterbunden worden. Aufnahmen vom dritten Polzeiangriff aber zeigen, wie brutal gegen die Streikenden und sich solidarisierenden Menschen vorgegangen wurde: An den Mauern der Fabrikstore entlang werden die Arbeiter von der Straße weggedrückt und schikaniert, um einen Camion mit Waren hinausfahren zu lassen. Dem Griff der Polizisten entkommen, versuchen sie immer wieder den Lastwagen aufzuhalten und werfen sich ihm vor die Räder, um ihn zu stoppen, doch werden sie mit aller Gewalt von den Polizisten weggezogen. Ein anderes Video zeigt, wie die Streikenden auf dem Boden gewaltsam festgehalten werden, ehe die Handyaufnahme von einem Befehle bellenden Polizisten untersagt wird.

SI Cobas schreiben in ihrer öffentlichen Stellungnahme zu den gestrigen Vorkommnissen von einer „beispiellosen Gewaltanwendung“ vonseiten der Polizeikräfte, die auf der Seite der Unternehmer und nicht zuletzt der dort operierenden Mafia (in diesem Fall: Ndrangheta) das Streikrecht missachten und die Streikenden brutal unterdrücken, um die Warenausfuhr und den Profit des Betriebs zu gewährleisten. Die Behörden, die eigentlich gegen die ungesetzlichen Methoden des Betriebs vorgehen müssten, erweisen sich dadurch als Garanten für die Fortführung der kriminellen Machenschaften:

„Man kann sich unschwer vorstellen, dass sich ein Unternehmen, das ohnehin schon die Gesetze und Rechte missachtet (die Aufsichtsbehörde hat den Einsatz von Schwarzarbeitern sogar während des Streiks festgestellt), nach dem heutigen Tag noch mehr von denen „beschützt“ fühlt, die theoretisch Ausbeutung und organisiertes Verbrechen bekämpfen sollten.

Heute ist eine dunkle Seite in den Rechten und der Würde der Arbeit in unserem Gebiet geschrieben worden.

Der Streik geht weiter, ebenso wie die ständige Präsenz an den Toren.

In den nächsten Tagen werden dagegen gewerkschaftliche Protestinitiativen in den Geschäften der Modemarken beginnen, die Texprint in den letzten Jahren als Subunternehmer eingesetzt haben. Auch sie, die durch Ausbeutung garantierte „wettbewerbsfähige“ Preise genossen haben, sind für diese Realität verantwortlich.“

Quellen: Il Tirreno/SiCobas Video Polizeigewalt/SiCobas Video 2 Polizeigewalt/SiCobas

BILDQUELLESI Cobas
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