HomeInternationalesRio Tinto-CEO nach Sprengung von Aborigines-Kultstätte gefeuert

Rio Tinto-CEO nach Sprengung von Aborigines-Kultstätte gefeuert

In Australien ist dem Raubbau eines Minenkonzerns eine heilige Kult- und archäologische Ausgrabungsstätte zum Opfer gefallen – nun muss der Vorstandsvorsitzende seinen Posten räumen.

Melbourne/London. Die britisch-australische Tio Tinto Group ist einer der größten Bergbaukonzerne der Welt. Mit rund 47.000 Angestellten kommt er auf einen Jahresumsatz (2019) von zuletzt 43 Milliarden US-Dollar sowie einen EBIT-Gewinn von 11,5 Milliarden. Gefördert und gehandelt werden u.a. Eisen, Bauxit, Aluminium, Kupfer, Zink, Molybdän, Uran, Titan, Gold sowie Diamanten – und dies weltweit. Seinen Ursprung hat das Unternehmen im Jahr 1873, als die Rothschild-Niederlassungen in London und Paris die südspanischen Riotinto-Kupferminen in der Nähre von Sevilla kauften. In Andalusien wurden Abbaumethoden angewandt, die im übrigen Europa verboten waren und zur Vergiftung zahlreicher Arbeiter und Anwohner führten – als es 1888 Proteste dagegen gab, wurden auf Anordnung der britischen Unternehmensleitung über 100 Menschen von der spanischen Armee erschossen. Der faschistische Putschist und spätere Diktator Franco bezahlte 1937 seine deutschen Bomber mit Kupferlieferungen aus den Vorkommen bei Minas de Riotinto. Seit 1954 sind diese namensgebend Ursprungsbergwerke wieder in spanischem Besitz, der britische Konzern existierte aber weiter – und expandierte massiv. Die Rio Tinto Group ist gegenwärtig auf allen bewohnten Kontinenten aktiv und hat zurecht einen schlechten Ruf: Der Konzern schert sich bis heute nicht um Menschen‑, Arbeiter- und Gewerkschaftsrechte, um Umweltschutzregelungen oder generell um nationale Gesetze in seinen Operationsgebieten. Sein Name ist quasi ein Synonym für die rücksichtslose Ausbeutung von Mensch und Natur zugunsten des maximalen kapitalistischen Unternehmensgewinns.

Zerstörung des indigenen Erbes in Australien

In Australien hat Rio Tinto nun aber nochmals einen neuen Bereich für sein Zerstörungswerk gefunden: Ende Mai dieses Jahres ließ die Konzernführung in der westaustralischen Pilbara-Wüste eine 46.000 Jahre alte heilige Kult- und Grabstätte der indigenen Bevölkerung der Aborigines sprengen – um den Eisenerzabbau zu forcieren. Solche vandalistischen Vernichtungen unwiederbringlicher Kulturgüter sowie historischer und archäologischer Stätten kennt man in jüngerer Vergangenheit nur von den Taliban und dem IS, und es sagt viel über die „Moral“ des Kapitalismus aus, dass man diesbezüglich aus reiner Profitgier nachzieht. Nachdem Aborigines-Verbände freilich gegen diese Vorgänge in der Jukaan-Schlucht protestierten und die öffentliche Meinung eindeutig war, was die australischen Behörden denn doch zu einer Untersuchung veranlasste, gab es auch bei Rio Tinto „Konsequenzen“: Zunächst, nach einer windelweichen „Entschuldigung“, wurden den Vorstandsmitgliedern die Bonuszahlungen gekürzt, was gewiss ein schwerer finanzieller Schlag für diese Leute war. Nun, mit 11. September, wurde bekannt, dass Rio Tinto-CEO Jean-Sébastien Jacques, Eisenerz-Abteilungsleiter Chris Salisbury und Kommunikationschefin (!) Simone Nien das Unternehmen verlassen müssen. Aber eh erst in ein paar Monaten. Bleibt zu hoffen, dass die armen Spitzenmanager mit ihren mageren Abfindungen nicht in die Armut rutschen… – Tatsächlich handelt es sich lediglich um vorgeschobene Bauernopfer des Konzerns, nicht um die Übernahme von Verantwortung: Schließlich will man doch weiterhin von der australischen Regierung Genehmigungen für das räuberische Treiben erhalten. Und diese wird es nun auch geben, denn die politisch Herrschenden und die Monopolkonzerne sind ja natürliche Verbündete und Komplizen – in Heuchelei, Ausbeutung und Unterdrückung.

Quelle: n‑tv

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