HomeInternationalesStaatsstreich vor dem Hintergrund von Rivalitäten in Niger

Staatsstreich vor dem Hintergrund von Rivalitäten in Niger

Am Mittwoch kam es in Niger, einem der ärmsten Länder der Welt zu einem Putsch. Der Westen ist in dieser Weltregion stark auf den Staat angewiesen, weswegen eine Wiederherstellung der „Ordnung“ von allen Seiten gefordert wird.

Niamey. Der gestern bekannt gewordene Coup in Niger ist der siebte in West- und Zentralafrika seit 2020. Der neue Anführer des Landes soll der Chef der Präsidentengarde, General Omar Tchiani, sein. Er hat sich selbst zum Präsidenten des Nationalen Rats und damit zum neuen Machthaber des Landes ernannt. Ein Statement hierzu wurd eheite im staatlichen Fernsehen ausgestrahlt. 

Während man am Mittwoch noch davon ausging, dass der Putsch lediglich von der Präsidentengarde getragen werde, ließ die Armeeführung unter General Abdou Sidikou Issa am Donnerstag verlauten, sie habe beschlossen, sich der am Abend zuvor veröffentlichten Erklärung der Sicherheitskräfte über die Absetzung Bazoums anzuschließen. Dies hätte den Grund, eine „tödliche Konfrontation zwischen verschiedenen Kräften zu vermeiden“. Das Staatsoberhaupt Mohammed Bazoum wurde durch die Präsidentengarde in seinem Palast in der Hauptstadt Niamey festgesetzt.

Niger wichtig für den Westen

Beim Sturz von Präsident Mohammad Bazoum berief sich die Präsidentengarde auf seine Unfähigkeit, dschihadistische Angriffe in den südwestlichen und nordwestlichen Regionen Nigers zu bewältigen. In der ehemaligen französischen Kolonie war bisher ein wichtiger Verbündeter der EU bei der Eindämmung der Migrationsströme aus Afrika ins Mittelmeer. Außerdem war Niger bisher ein enger Partner der USA und der EU im angeblichen Krieg gegen Terrorismus und Dschihadisten. Frankreich, die USA und auch Deutschland haben vor Ort Truppen stationiert.

Frankreich hat nach dem erzwungenen Rückzug aus Mali im vergangenen Jahr 1.500 Soldatinnen und Soldaten in Niger stationiert, die an sogenannten „Anti-Terror“-Operationen beteiligt sind.

Die USA haben einen Luftwaffenstützpunkt im Norden des Landes, von wo aus vor allem Drohnen starten. Die Bundeswehr unterhält auch einen Luftwaffenstützpunkt in der Hauptstadt Niamey, den sie als Drehscheibe für ihre Operationen in Westafrika nutzt.

Das Land spielt also eine Schlüsselrolle im Kampf des Westens gegen Aufstände in der Sahelzone. Deswegen fordern Länder und Staatsoberhäupter die Rückkehr zur „Ordnung“.

Armut und Ausbeutung durch französische Monopole

Gleichzeitig beuten französische Staatsmonopole (ehemals Areva und dann der französische Nachfolgebetreiber Orano) Uranvorkommen im Land aus. Ein Großteil des Urans für französische AKWs bezieht Frankreich aus Niger. 

Die 22,4 Millionen Menschen im Land sind auch nach der Unabhängigkeit des Landes vom französischen Kolonialismus im Jahr 1960 in Armut gefangen. Die Bevölkerung in Niger, einem der ärmsten Länder überhaupt, weiß um diese Verhältnisse.

Der Verein Afrique-Europe-Interact wies der „Jungen Welt“ zufolge am Donnerstag in einer Mitteilung darauf hin, dass es „vor allem die nigrische Regierung war, die einen prowestlichen Kurs verfolgt hat, nicht aber die breite Masse der nigrischen Bevölkerung. Diese hat ihre Kritik an Korruption, Machtmissbrauch, Klientelismus, Straflosigkeit etc. vielmehr mit einer grundsätzlichen Kritik an westlichen Vorgehensweisen im Sahel verbunden. Wer den Menschen zugehört hat, konnte diese Entwicklung schon seit mehreren Monaten, ja Jahren beobachten.“

Quelle: Reuters/902​.gr/Junge Welt/ORF

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