Innsbruck. Der Tiroler ÖGB schlägt Alarm: Immer mehr Beschäftigte brechen unter dem Druck am Arbeitsplatz zusammen. Burnout, Depressionen, Panikattacken – psychische Erkrankungen sind längst zur Volkskrankheit geworden. Und so zeigt sich einmal mehr: Der Kapitalismus macht krank.
Mehr als zehn Prozent aller Krankenstandstage gehen mittlerweile auf psychische Ursachen zurück. Durchschnittlich 37 Tage bleibt ein Mensch in Österreich wegen seelischer Erschöpfung im Krankenstand. In Wahrheit ist es das Ergebnis eines Systems, das Menschen bis zum Zusammenbruch auspresst, um Profite zu steigern.
Während Politikerinnen und Politiker über „Arbeitskräftemangel“ jammern, schuften Millionen Beschäftigte bis zur Erschöpfung, machen unbezahlte Überstunden, ertragen Mobbing, toxische Chefs und den täglichen Druck, immer mehr zu leisten – mit immer weniger Personal. Und wenn sie daran zerbrechen, spricht man von „individueller Überforderung“.
Der ÖGB nennt es „Alarmstufe Rot“. Doch eigentlich müssten die Alarmglocken schon seit Jahrzehnten läuten. Denn diese Arbeitswelt basiert auf systematischer Überlastung. Schließlich hält die Angst um den Job die Menschen gefügig, ständiger Leistungsdruck ersetzt Lohnerhöhungen, Konkurrenz zerstört Solidarität.
Die Gewerkschaft fordert mehr Arbeitspsychologinnen und ‑psychologen, Prävention, Deeskalationstrainings und eine bessere Versorgung auf Krankenkassenkosten. Das klingt sinnvoll – ist aber nur Symptombekämpfung. Solange das System Lohnarbeit auf Ausbeutung basiert, werden Psychologinnen Pflaster auf offene Wunden kleben, die der Kapitalismus jeden Tag neu aufreißt.
Wenn eine Regierung wirklich etwas gegen psychische Erkrankungen tun wollte, müsste sie nicht nur mehr Therapieplätze schaffen, sondern weniger Stress, höhere Löhne, Arbeitszeitverkürzung und Mitbestimmung durchsetzen. Doch stattdessen kassieren die Reichen Dividenden, während die Arbeiterinnen und Arbeiter mit der eigenen Gesundheit zahlen.
Solange Arbeit nur dafür da ist, Profite zu erzeugen, bleibt sie ein krankmachendes Verhältnis. Der Kapitalismus zerstört Körper und Geist – und verkauft uns dann Therapieplätze als Lösung.
Quelle: ORF




















































































