In verschiedenen Ländern gibt es immer wieder Diskussionen über einen Frauenstreik am 8. März, dem Internationalen Frauentag, auch hierzulande wird von verschiedenen Linken immer wieder darüber diskutiert. Teilweise rufen auch Gewerkschaften zu einem Frauenstreik auf. Aktuell mobilisiert die türkische Gewerkschaft DİSK am 8. März zu einem Frauenstreik auf. Die deutsche Gewerkschaft ver.di in Deutschland ruft am heutigen 7. März zu einem allgemeinen Streik in verschiedenen Sektoren auf.
Frauenstreik in der Türkei
Die Gewerkschaft DİSK ruft dieses Jahr zu einem Frauenstreik am Internationalen Frauentag auf. Bestreikt werden soll Lohnarbeit und Reproduktionsarbeit. Der Aufruf richtet sich explizit nur an Frauen. Die Frauenkommission der Gewerkschaft hat den Streik beschlossen. Den Fokus legt die Gewerkschaft dabei auf Hausarbeit, da die ungleiche Verteilung der Hausarbeit eines der Hauptprobleme der Frauen in der Türkei sei. Eine zentrale Forderung von DİSK beim Frauenstreik ist deshalb auch eine „Sozialpolitik, die den Frauen die Last der Sorgearbeit abnimmt“.
Als zentrales Ziel gibt die Gewerkschaft aus, dass man hofft, Hausfrauen mobilisieren zu können. Es stellt sich allerdings die Frage, ob Reproduktionsarbeit überhaupt wirklich bestreikt werden kann und diese in vollem Umfang vergesellschaftet werden kann. Das zentrale Problem scheint eher zu sein, dass die AKP-Regierung Frauen zunehmend auf den Haushalt beschränkt und damit an der gesellschaftlichen Teilhabe hindert. Selbst wenn sie erwerbstätig sind, findet dies durch „flexible“ Formen wie Homeoffice statt. Die ungleiche Verteilung der Hausarbeit zur Befriedigung gemeinsamer Bedürfnisse in einer Familie wird also nicht nur durch die Ideologie, sondern auch durch die geschlechterdiskriminierende Organisation des Arbeitslebens erzwungen.
Gewerkschaften sind Organisationen, die gegründet wurden, um den gemeinsamen Kampf der Arbeiterklasse zu organisieren. Verbände wie DİSK sind also Organisationen, die eigentlich darauf abzielen, die Einheit und den gemeinsamen Kampf der Arbeiterklasse durch diese Gewerkschaften zu gewährleisten. Streiks sind zugleich die wichtigste Methode des Kampfes, durch die die Arbeiterinnen und Arbeiter geschlossen auftreten. Auf Nachfrage betont DİSK jedoch, dass sich in manchen Betrieben vielleicht auch Männer an den Streiks beteiligen mögen, dass dieser Streik allerdings nur von und für Frauen organisiert wird.
Das wirft einerseits die Frage auf, wie und ob sich die männlichen Arbeiter am Streik beteiligen (können). DİSK hat darauf keine klare Antwort. Die Folge davon könnte sein, dass die Männer ungewollt in die Rolle von Streikbrechern gedrängt werden. Andererseits wirft es die Frage auf, ob Männer sich nicht am Kampf für die Befreiung der Frauen beteiligen können, ob der Kampf um die Befreiung der Frau losgelöst ist vom Kampf der Arbeiterklasse gegen das kapitalistische Joch, das sie beide als Arbeiterinnen und Arbeiter ausbeutet.
ver.di-Streik am 7. März
Einen anderen Weg geht die deutsche Gewerkschaft ver.di. Aufgrund der stockenden Lohnverhandlungen für 2,5 Millionen Beschäftigte im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen hat die Gewerkschaft ver.di am 7. März zu einem allgemeinen Streik aufgerufen. Bestreikt werden die sogenannten Frauenberufe der Sozialen Arbeit und Erziehung sowie der Pflege und Gesundheit vor dem Hintergrund des Equal Pay Day (7. März) und des Frauentags (8. März).
Der Streik ist dabei anders als in der Türkei nicht beschränkt auf Frauen, sondern ruft alle Beschäftigten in diesem Sektor zum Streik auf. „Der Streiktag am Equal Pay Day / Frauentag ist ein deutliches Signal für mehr Lohngerechtigkeit und bessere Arbeitsbedingungen in den sozialen (Frauen-) Berufen im öffentlichen Dienst und eine Reaktion der Beschäftigten darauf, dass es auch in der zweiten Verhandlungsrunde kein Angebot gab“, betont die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle.
Im Mittelpunkt stehen also auch beim ver.di Streik die ungleiche Behandlung von Frauen. Anstatt jedoch eine potentielle Spaltung der Arbeiterklasse anhand des Geschlechts vorzunehmen, ruft ver.di alle Beschäftigten gleichermaßen zum Streik auf. Es gelingt ihr damit, die Probleme, die Frauen in der Lohnarbeit erfahren, mit dem allgemeinen Kampf der Arbeiterklasse zu verbinden. Potentielle Probleme, wie die das Männer ungewollt zu Streikbrechern werden, werden damit vermieden und die Schlagkraft erhöht.