HomeKlassenkampfGroßebersdorf: Fast 1.000 Rechtsbrüche bei Amazon-Zustellern

Großebersdorf: Fast 1.000 Rechtsbrüche bei Amazon-Zustellern

Jeff Bezos wurde nicht durchs Zahlen fairer Löhne zum reichsten Mann der Erde. Auch rund ums Amazon-Verteilzentrum in der Nähe von Wien wird offenbar mehr ausgebeutet, als die (Finanz-)Polizei erlaubt.

Großebersdorf. Eine bereits Mitte Februar 2020 stattgefundene Razzia in Niederösterreich bringt nun systematische Umgehung von Arbeitnehmerrechten im Umfeld des Onlineversandhändlers zum Vorschein. (Die ZdA berichtete bereits von einem Coronacluster und ständiger Überwachung am Standort.) Über ein undurchsichtiges Netz von 13 direkten Vertragspartnern, 96 Subfirmen und 24 Sub-Subfirmen lässt Amazon im Großraum Wien zustellen. So will der sich in Fernsehspots als Überdrüber-Arbeitgeber darstellende Konzern gerne die Verantwortung für die Zusteller loswerden. Nun zeigt sich: Schwarzarbeit, Abgabenhinterziehung und ähnliche Delikte wurden bei 130 von 133 (!) überprüften Firmen festgestellt.

Der zuständige Finanzpolizei-Chef Wilfried Lehner äußerte gegenüber „Profil“: „Ich kann mich an keine Kontrolle erinnern, bei der wir auf derartig viele Gesetzesübertretungen gestoßen sind. Das ist einmalig.“ GPA-Vorsitzende Barbara Teiber fordert nun per Presseaussendung gar ein Ende des Systems Amazon. Doch die österreichische Realität sieht freilich anders aus: Nach fast einjähriger Aufarbeitung der Großrazzia gibt es 987 Beanstandungen – und zwar ausschließlich gegenüber den beauftragten Unternehmen. Amazon selbst wurde überhaupt nicht angezeigt, wie das Finanzministerium betont. Und ob die Strafen in der Höhe von rund 770.000 Euro bei den zahlreichen (Schein-)Firmen überhaupt eingetrieben werden können, darf angezweifelt werden.

Ein derart langsames und halbherziges Vorgehen der österreichischen Finanzpolizei dürfte die Konzernspitze nicht einmal ein müdes Lächeln gekostet haben. Denn die schwebt finanziell in ganz anderen Sphären.

Quellen: ORF, GPA

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