Wien. Die Raiffeisen Bank International (RBI) versucht gerade, mit semantischer Akrobatik das zu kaschieren, was es in Wirklichkeit ist: eine klassische kapitalistische Kostensenkungsrunde auf dem Rücken der Angestellten. Dass dafür Beschäftigte gleich mehrfach beim AMS-Frühwarnsystem gemeldet werden, ist die übliche Salamitaktik, mit der Banken und Konzerne Personalabbau einleiten, ohne das hässliche Wort „Kündigung“ zu verwenden.
Mehr als 400 potenziell betroffene Beschäftigte in Wien wurden laut diepresse.com über Monate hinweg an das AMS gemeldet – ein Wert, den die RBI als „irreführend“ zurückweist, weil sich hinter den Meldungen „Mehrfachnennungen“ verbergen würden. Derartige Schönfärberei ist mittlerweile Teil des Corporate-Sprechs: Wenn die Realität Zahlen produziert, die nicht ins PR-Konzept passen, erklärt man die Realität einfach für falsch.
Fakt bleibt: Das Unternehmen meldet regelmäßig, weil es absehbar ist, dass Schwellenwerte überschritten werden – und das passiert nicht, wenn man planerisch von einer stabilen Personalentwicklung ausgeht. Wer alle 30 Tage neu meldet, tut das nicht vor lauter Vorsicht, sondern weil der Druck nach unten bereits feststeht.
Die RBI, ein Konzern mit rund 4.000 Angestellten, erklärt das Ziel, die Kosten im Wiener Head Office in den kommenden drei Jahren trotz Inflation konstant zu halten. Im Klartext heißt das: Die Beschäftigten sollen billiger werden, während alles andere teurer wird. Profite dürfen wachsen, aber Personalkosten müssen schrumpfen – und zwar möglichst ohne dass das böse Wort „Kündigung“ in den Geschäftsbericht wandert.
Offiziell wurden „bisher rund 70 Dienstverhältnisse einvernehmlich beendet“. In der Realität wissen alle, die jemals in einem solchen Prozess involviert waren: Einvernehmliche Lösungen fallen selten vom Himmel. Sie werden herbeiverhandelt – oft unter Druck. Und wer ablehnt, wird schnell merken, wie „einvernehmlich“ das Klima wirklich ist.
Dass die Bank parallel eine „Arbeitsstiftung“, Outplacementprogramme und freiwillige Entschädigungen anbietet, ist auch nichts anderes als der Versuch, den eigenen Personalabbau als fürsorgliche Maßnahme zu verpacken. Währenddessen bleibt die zentrale Wahrheit unausgesprochen: Der Profit der Bank soll steigen – und die Beschäftigten sollen mit weniger auskommen.
Es ist die immer gleiche Logik: Wenn der Markt boomt, profitieren Vorstand und Aktionäre. Wenn der Markt „herausfordernd“ ist, zahlen die Beschäftigten die Rechnung. Und wenn ein Konzern öffentlich behauptet, 400 Meldungen seien „nicht 400 Arbeitsplätze“, dann ist das meist ein untrügliches Zeichen, dass sehr wohl viele Stellen gefährdet sind.
Der Klassencharakter dieser Maßnahmen ist eindeutig: Es geht nicht um Effizienz. Es geht um Kostenreduktion, also um Löhne, also um Menschen.
Wer in dieser Branche arbeitet, sollte sich keine Illusionen machen: Solange Kapitalrenditen und Shareholder-Interessen die Leitlinie sind, bleibt die Belegschaft nichts weiter als eine Kostenposition, die – wie man jetzt wieder sieht – jederzeit „valorisiert“ werden kann. Nach unten.
Quelle: ORF


















































































