Mit Ende Jänner stellt Billa seine Hauszustellung in Ostösterreich ein und schließt zwei große Online-Lager in Wien. Rund 250 Beschäftigte sind direkt betroffen – dazu kommen zahlreiche Zustellerinnen und Zusteller, die über externe Firmen für Billa gearbeitet haben und nun praktisch über Nacht ihre Existenzgrundlage verlieren. Was der Konzern als „strategische Neuausrichtung“ darstellt, ist in Wahrheit das Ergebnis unternehmerischer Fehlspekulationen, deren Kosten nun auf die Beschäftigten abgewälzt werden.
Billa war im Onlinehandel viele Jahre Vorreiter. Seit 2015 wurde massiv investiert: Der Onlineshop wurde ausgebaut, 2017 eröffnete das erste Online-Lager in Wien, 2020 ein zweites. Bis 2024 belieferte Billa sogar ganz Österreich. In der Pandemie boomte das Geschäft, die Rewe-Tochter präsentierte sich stolz als Marktführerin – und profitierte enorm in der Gesundheitskrise mit den damals notwendigen Hauszustellungen. Doch der Onlineboom ist abgeflaut, und anstatt die Verantwortung für die aufgebauten Strukturen zu übernehmen, macht Billa nun die Schotten dicht. Der Onlinehandel brachte Billa und Bipa im Jahr 2024 zwar noch 114 Millionen Euro Umsatz, doch das reichte der Konzernführung offenbar nicht mehr.
Die offizielle Begründung lautet „verändertes Kundenverhalten“ und „steigende Kosten der letzten Meile“. Tatsächlich ist klar, was dahintersteckt: Billa will die Zustellung aus den eigenen Strukturen herauslösen und auf ein Modell setzen, das noch weniger Kosten verursacht – und noch mehr Risiken auf die Beschäftigten abwälzt. Die Zukunft der Billa-Zustellung heißt Foodora. Kleinere Einkäufe sollen künftig von einem Lieferdienst gebracht werden, der für seine prekären Formen der Beschäftigung bekannt ist. Für die vielen Rider, die ohnehin schon mit Zeitdruck, Werkverträgen und hoher Unsicherheit leben, bedeutet die Kooperation zusätzliche Belastung, während der Konzern selbst einen Großteil der Verantwortung abstreift.
Für die 250 Beschäftigten in den Wiener Lagern erklärt Billa zwar, es gebe „Jobangebote innerhalb des Unternehmens“. Diese Erfahrung kennen viele: Versetzungen in schlechter bezahlte oder fachfremde Positionen, verschobene Arbeitszeiten, längere Wege oder schlicht das Auslaufen befristeter Verträge. Noch unsichtbarer sind jene Beschäftigten, die gar nicht bei Billa selbst angestellt waren, sondern bei Subfirmen. Sie tauchen in keiner Aussendung auf. Dennoch verlieren sie de facto ihre Arbeit – und zwar ohne Aussicht auf interne Weiterbeschäftigung.
Der Ausstieg Billas ist kein Einzelfall. Interspar hat die Lebensmittellieferung ebenfalls eingestellt und auch weitere Konzerne im Handel. Der Grund ist immer derselbe: Solange Zustellung unter regulären arbeitsrechtlichen Bedingungen stattfindet, gilt sie den Konzernen als zu teuer. Profitabel ist sie erst dort, wo Arbeitsrechte umgangen, Beschäftigte ausgelagert und Kosten systematisch nach unten gedrückt werden. Die Verlagerung auf Lieferplattformen wie Foodora ist daher keine Antwort auf „steigende Kosten“, sondern ein Angriff auf stabile Beschäftigungsverhältnisse.
Für die Beschäftigten der betroffenen Lager, für die Rider der Subfirmen und für die vielen Menschen, die auf regelmäßige Zustellung angewiesen sind, bedeutet die Entscheidung Billas nur eines: Ihre Bedürfnisse sind zweitrangig. Der Konzern reorganisiert sich – und die arbeitenden Menschen zahlen den Preis.
Quelle: ORF


















































































