Vor dem Hintergrund der fortgesetzten hetzerischen Propaganda gegen den Wolf wurde nun aus der Donau ein erschossenes Tier geborgen. Es liegt ein Verbrechen vor, das geahndet gehört, aber auch zu verhindern gewesen wäre.
Tulln. In der Donau bei der niederösterreichischen Bezirkshauptstadt Tulln ist am späten Dienstagabend ein toter Wolf entdeckt worden. Der Kadaver wurde durch die Polizei aus dem Fluss geborgen, der Amtstierarzt stellte eine Schusswunde fest. Die weitere forensische Untersuchung erfolgte an der Veterinärmedizinischen Universität Wien.
Aufgrund des Sachverhalts hat die Landespolizeidirektion Niederösterreich die Ermittlungen aufgenommen, vorerst wegen vorsätzlicher Schädigung des Tierbestandes. Der unbekannte Täter hat jedenfalls gegen geltende Arten- und Tierschutzbestimmungen verstoßen, eventuell auch gegen das Jagdgesetz, falls es sich um regelrechte Wilderei handelt.
Im Großen sind für den feigen Mord allerdings andere verantwortlich: Einige Landesregierungen, Viehzüchter und Jagdverbände überziehen Österreich schon länger mit einer wolffeindlichen Propaganda, die jeder seriösen Grundlage entbehrt – in Niederösterreich hat nun eine dadurch aufgestachelte Person offensichtlich zur Selbstjustiz gegriffen. Man kann nur hoffen, dass der Täter ausgeforscht und zur Verantwortung gezogen wird.
Der Wolf wurde in Österreich bereits einmal, nämlich 1882, ausgerottet. Seit der neuerlichen Ansiedelung eines ohnedies überschaubaren Bestandes seit der Jahrtausendwende wird versucht, dies mit Schauermärchen und Übertreibungen zu unterbinden. Vor allem in Tirol und Kärnten werden mit Vorwänden und Ausnahmen Abschüsse genehmigt, wobei die strengen EU-Artenschutzregeln ignoriert werden.
Quelle: Der Standard