Die Ernährungslage vieler armutsgefährdeter Menschen in Österreich bleibt kritisch – und aktuelle Rückmeldungen aus Sozialorganisationen verschärfen dieses Bild weiter. Während bereits seit dem Sommer und Herbst alarmierende Zahlen veröffentlicht wurden, bestätigen aktuelle Informationen aus Vorarlberg, dass auch Jugendliche zunehmend unter Hunger leiden.
Hungernde Jugendliche in Vorarlberg
Bregenz. Neueste Erkenntnisse aus Vorarlberg zeichnen ein besonders besorgniserregendes Bild. Laut einer Befragung der Offenen Jugendarbeit erleben immer mehr Jugendliche regelmäßigen Hunger. Einrichtungen berichten, dass fast die Hälfte der Jugendlichen zu Hause keine warme Mahlzeit mehr erhält. Zwei Drittel der Einrichtungen haben wöchentlich oder sogar mit täglich hungernden Jugendlichen zu tun.
Thomas Dietrich, Geschäftsführer der KOJE, spricht von einem „Warnsignal“. Gründe reichen von finanziellen Belastungen der Familien über fehlende gemeinsame Essensstrukturen bis hin zu längeren Arbeitszeiten der Eltern. Viele Jugendliche hätten grundlegende Kompetenzen wie Einkaufen, Kochen und gemeinsames Essen weitgehend verloren.
Jugendtreffs reagieren seit Monaten mit Angeboten wie gemeinsamen Kochaktionen, um sowohl Ernährungssicherheit als auch soziale Zugehörigkeit zu fördern. Sozialarbeitende berichten, dass Jugendliche dadurch wichtige Alltagsfähigkeiten erlernen und gleichzeitig ein Gemeinschaftsgefühl erleben.
Gestiegener Andrang auf Lebensmittelhilfe
Bereits im November hatte die Caritas auf eine deutliche Zunahme der Nachfrage nach Lebensmittelhilfen hingewiesen. Die Daten aus Wien und Niederösterreich zeigten, dass 10.400 Menschen heuer über „Le+O“-Ausgabestellen versorgt wurden. Das entspricht einem Anstieg um 26 % gegenüber 2023.
Caritas-Direktor Klaus Schwertner sprach damals von Menschen, die „nicht mehr wissen, wie sie den nächsten Einkauf bezahlen sollen“. Besonders betroffen waren Arbeitslose, Alleinerziehende und Geringverdiener.
Die Caritas führte im Herbst als Reaktion eine eigene Notfall-Hotline ein. Gleichzeitig warnte sie vor den gesundheitlichen und sozialen Folgen von Mangelernährung und Isolation.
Bereits im Sommer dokumentierte die Volkshilfe Versorgungslücken
Schon im August 2025 hatte die Volkshilfe eine Befragung unter mehr als 200 armutsgefährdeten Menschen durchgeführt. Die Ergebnisse waren deutlich:
- 75 % hatten Angst, am Monatsende nicht genug zu essen zu haben.
- Über 40 % mussten an der Kassa Lebensmittel zurücklegen.
- 22 % der Haushalte mit Kindern berichteten von zeitweiser Unterversorgung der Kinder.
- Lebensmittelpreise stiegen mit 4,7 % stärker als die allgemeine Inflation.
Volkshilfe-Direktor Erich Fenninger forderte staatliche Eingriffe bei Lebensmittelpreisen sowie armutsfeste Sozialleistungen, um die Grundversorgung sicherzustellen.
Ein Gesamtbild, das sich zuspitzt
Die aktuellen Beobachtungen aus Vorarlberg vom fügen sich nahtlos in ein bereits über Monate gezeichnetes Bild wachsender Ernährungsarmut ein. Während im Sommer und Herbst vor allem steigende Preise und höhere Nachfrage nach Unterstützungsleistungen im Fokus standen, wird nun vor allem sichtbar, wie stark Jugendliche von der Krise betroffen sind.
Sozialorganisationen sind sich einig:
Ernährungsunsicherheit ist in Österreich kein Randphänomen mehr, sondern ein strukturelles Problem, das sich weiter verschärft.
Die in vielen Branchen durchgesetzten Lohnkürzungen und Kollektivvertragsabschlüsse unterhalb der Inflation bei weitersteigenden Preisen werden nicht zu einer Entschärfung der Situation beitragen. Ganz im Gegenteil wird sich die Situation weiter verschärfen.




















































































