Im niederösterreichischen Landesklinikum Horn sorgen innerhalb kurzer Zeit zwei voneinander unabhängige Vorfälle für Aufsehen. Während zunächst Kritik an der Ausbildungssituation im OP-Bereich laut wurde, erschütterte wenige Tage später ein weiterer Fall das Krankenhaus: Ein Primar wurde nach einer menschenverachtenden Äußerung fristlos entlassen. Beide Ereignisse wurden durch anonyme Leserbriefe an die Redaktion von MeinBezirk Horn öffentlich.
Beschwerden über Arbeitsklima im OP-Bereich
Sankt Pölten/Horn. Der erste Leserbrief stammte von einer ehemaligen Praktikantin, die ihre Ausbildung im OP-Team des Klinikums als „alles andere als lehrreich oder fair“ beschrieben hatte. Sie berichtete von einem angespannten Arbeitsklima, offenem Lästern unter Kollegen und mangelnder Anleitung. Besonders kritisierte sie die zuständige Praxisanleiterin, die nach eigenen Angaben weder mit ihr eingeteilt gewesen sei noch über die notwendige Ausbildung verfüge, um Praktikanten zu betreuen. Die Praktikantin schilderte chaotische Abläufe, fehlende Strukturen und eine geringe Bereitschaft zur Wissensvermittlung. Ihre Motivation sei dadurch „stark gedämpft“ worden.
Die Klinikleitung wies die Vorwürfe in einer Stellungnahme zurück. Über die Direktionsassistenz wurde betont, dass jährlich rund 200 Auszubildende Teile ihrer praktischen Ausbildung im Klinikum absolvieren und durch geschulte Praxisanleiter begleitet würden. Zudem gebe es regelmäßige Teamgespräche sowie Feedbackmöglichkeiten. Auch die Arbeiterkammer Horn erklärte, ihr sei ein solcher Fall bisher nicht bekannt gewesen.
Fristlose Entlassung nach NS-Vergleich
Während diese Kritik noch diskutiert wurde, rückte kurz darauf ein weiterer Fall das Landesklinikum in den Fokus. Ein anonymer Leserbrief einer „Gruppe besorgter Mitarbeiter der Unfallchirurgie“ schilderte schwere Vorwürfe gegen einen Primar. Dieser soll während einer Besprechung über eine übergewichtige Patientin gesagt haben: „Nur mehr Auschwitz würde hier helfen.“ Die Äußerung löste unter den Kolleginnen und Kollegen Entsetzen aus, da sie eine Verharmlosung nationalsozialistischer Verbrechen darstelle. Zusätzlich beschrieben die Mitarbeitenden ein Arbeitsumfeld, das von Mobbing und lautstarken Beschimpfungen geprägt sei.
Die Landesgesundheitsagentur (LGA) reagierte unmittelbar. Der betroffene Arzt wurde nach Bekanntwerden der Vorwürfe vom Dienst freigestellt und nach den dienstrechtlichen Erhebungen fristlos entlassen. Die LGA betonte, derartige Aussagen stünden „im direkten Widerspruch zu unseren Grundwerten“ und würden keinesfalls toleriert. Das Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung soll mittlerweile Ermittlungen aufgenommen haben. Weder bei der Arbeiterkammer noch bei der Polizei lagen bisher Anzeigen vor.
Zwei Fälle, ein gemeinsames Thema
Obwohl die beiden Fälle unabhängig voneinander sind, rücken sie ein gemeinsames Thema in den Vordergrund: das Arbeitsklima im Landesklinikum Horn. Die Vorwürfe der Praktikantin betreffen strukturelle Probleme in der Ausbildung, während der Skandal um den Primar schwerwiegende individuelle Verfehlungen umfasst. Beide Ereignisse verdeutlichen jedoch, wie sensibel das Gleichgewicht zwischen professionellem Umgang, respektvollem Miteinander und funktionierenden Strukturen ist – besonders in einem Arbeitsumfeld, das stark von Teamarbeit geprägt ist.
Das Klinikum betont, hohe Standards in Ausbildung und Patientenversorgung sicherstellen zu wollen. Die jüngsten Vorfälle zeigen jedoch, dass einzelne Erfahrungen und interne Missstände ernst genommen und aufgearbeitet werden müssen, um Vertrauen und Arbeitsqualität langfristig zu sichern.
Quelle: Mein Bezirk/Mein Bezirk/ORF





















































































