Ein vermeintliches „Gratisgeschenk“ entpuppte sich für einen Konsumenten als teure Falle: Nach einer Onlinebestellung erhielt er ein kostenloses Exemplar der Zeit-Verlagsgruppe. Wenig später folgten jedoch Rechnungen, Mahnungen und sogar Briefe eines Inkassobüros. Der Verlag behauptet, es handle sich um ein gültiges Abonnement – der Betroffene widerspricht entschieden.
Wien. Der Fall ist kein Einzelfall. Immer mehr Konsumentinnen und Konsumenten berichten, dass ihnen aus angeblichen Gratisangeboten plötzlich kostenpflichtige Verträge konstruiert werden. Die Internet-Ombudsstelle und andere Verbraucherorganisationen schlagen Alarm: Beschwerden häufen sich, insbesondere über die Zeit-Verlagsgruppe.
Profit über Fairness
Das Vorgehen zeigt exemplarisch, wie große Medienhäuser im Kapitalismus arbeiten. Mit Lockangeboten werden Menschen in Abo-Fallen gelockt, um neue Einnahmen zu gewinnen – notfalls auch gegen den Willen der neuen „Kundinnen“ und „Kunden“. Der rechtliche Trick besteht darin, dass im Kleingedruckten versteckte Kosten lauern oder ein schlecht beschrifteter „Bestell-Button“ als Zustimmung zu einem Vertrag ausgelegt wird.
Jurist Karl Gladt von der Internet-Ombudsstelle stellt klar: Ein kostenpflichtiger Vertrag kommt nur zustande, wenn Konsumentinnen und Konsumenten klar und unmissverständlich zustimmen – etwa durch einen eindeutig lesbaren Button wie „zahlungspflichtig bestellen“. In vielen dokumentierten Fällen geschieht genau das nicht. Dennoch versuchen Verlage mit Drohungen, Mahnungen und Inkassobüros, ihre Forderungen durchzusetzen.
Systematische Abzocke
Es ist bezeichnend, dass ausgerechnet ein Verlag wie Die Zeit – der sich selbst als „Qualitätsmedium“ inszeniert – auf solche Methoden zurückgreift. Hinter der edlen Fassade der „Bildungsbürger-Presse“ steckt knallharter Kapitalismus: Wachstum um jeden Preis, Aboproduktion auf Kosten der Menschen.
Dass immer mehr Medienhäuser auf solche Praktiken setzen, ist kein Zufall. In einer Branche, die unter der kapitalistischen Krise und sinkenden Verkaufszahlen leidet, wird der Profit auf dem Rücken der Leserinnen und Leser erzwungen. Wo Aufklärung und kritischer Journalismus versprochen werden, wird in Wahrheit abkassiert – mit juristischen Grauzonen und psychologischem Druck.
Die Ombudsstelle empfiehlt, in solchen Fällen sofort schriftlich zu widersprechen und keine Zahlungen zu leisten. Ein formloses E‑Mail genügt. Besteht der Verlag weiter auf seiner Forderung, muss er vor Gericht ziehen – und dort nachweisen, dass tatsächlich ein gültiger Vertrag zustande gekommen ist.
Doch klar ist: Solche „Einzelfälle“ sind Ausdruck eines Systems, in dem selbst Kultur und Information der Profitlogik untergeordnet werden. Solange Medienkonzerne wie jedes andere kapitalistische Unternehmen agieren, werden Konsument:innen als Objekte betrachtet, die es auszupressen gilt.
Wo die bürgerliche Presse von „Freiheit“ spricht, meint sie in Wahrheit nur die Freiheit des Kapitals, Gewinne zu machen – auch mit Tricksereien und Einschüchterung. Für die arbeitende Bevölkerung heißt es daher: genau hinschauen, wehren und nur die Zeitung der Arbeit abbonieren.
Quelle: ORF