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Wien bekommt Sozialmarkt für Kinder

Wien. Die NGO „SOS-Kinderdorf“ eröffnet am 27. Oktober in Margareten (5. Wiener Gemeindebezirk) einen ersten Sozialmarkt für Kinderwaren. In dem Geschäft mit dem Namen „SOS-Ballon“ auf der Schönbrunner Straße „dürfen“ Menschen einkaufen, deren Monatseinkommen unter 1.200 Euro liegt. Angeboten werden Kinderbekleidung bis Größe 122, Kinderwägen und Babytragbehelfe, Kinder‑, Jugend- und Schulbücher, Schreib- und Bastelmaterial sowie nichts zuletzt Spielzeug. Den Großteil des Sortiments bilden Second-Hand-Waren, die gespendet wurden und noch werden: Diese können – in gutem Zustand – direkt im Sozialmarkt sowie am Bezirksamt Margareten abgegeben werden. Darüber hinaus soll es am Geschäftsstandort auch Veranstaltungen für Kinder sowie Beratungen für Eltern geben. Alles in allem ist es natürlich eine gute Sache, dass sozial benachteiligten und armen Familien und Eltern nun eine Möglichkeit angeboten wird, Kinderbedarf zu niedrigen Preisen zu erhalten. Und doch ist es ein fragwürdiges Bedürfnis in unserer Gesellschaft, dem hier entsprochen wird und dessen marktkonforme „Lösung“ diverse Almosenpolitiker und Reformisten als sozialpolitischen „Erfolg“ betrachten.

Denn es ist einfach unerträglich und geradezu skandalös, dass es ein solches Geschäft überhaupt geben muss. Selbiges gilt schon für normale Sozialmärkte (im Lebensmittelbereich), aber dass dieses halbkaritative „Angebot“ der Armutsverwaltung nun sogar Kindern und Eltern zugemutet wird, illustriert die ganze Schweinerei des Kapitalismus. Eine Handvoll Milliardäre und Millionäre lebt im Luxus, indem sie die Arbeiterklasse maximal ausbeutet, während dieser möglichst niedrige Löhne und nur die notwendigsten Existenzmittel zugestanden werden – oder eben manchmal nicht einmal mehr das. Was für ein Scheißsystem ist das, das mittels gezielter Armut Mütter dazu bringt und zwingt, die notwendige Kleidung für ihre Neugeborenen am Second-Hand-Wühltisch eines Sozialmarkts zu kaufen? Die Eröffnung erfolgt ja zur richtigen Zeit: In den kommenden beiden Monaten werden finanziell gebeutelte und verzweifelte Eltern, von denen es in der kapitalistischen Krise mehr und mehr geben wird, in die Schönbrunner Straße kommen, um mit ihren letzten Münzen in der Tasche wenigstens das eine oder andere billige Weihnachtsgeschenk für ihre Kinder zu ergattern – in der Bundeshauptstadt Österreichs, wirtschaftliches Zentrum eines der angeblich reichsten Länder der Welt. Was soll das? Und wie lange sollen wir uns das noch bieten lassen?

Quelle: ORF

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