Der Braunauer Gemeinderat hat den NS-belasteten Ehrenbürgern Josef Reiter und Eduard Kriechbaum die Ehrenbürgerschaft aberkannt, während über die Umbenennung von vier historisch belasteten Straßen noch keine Einigung erzielt wurde. Eine Untersuchung des Historikers Florian Schwanninger stufte Reiter, Kriechbaum und Franz Resl als „sehr belastet“ und Wilhelm Scheuba als „belastet“ ein.
Braunau am Inn. Nachdem der Ende 2024 fertiggestellte Historikerbericht zu vier umstrittenen Straßennamen in Braunau – der Geburtsstadt Adolf Hitlers – vorlag, entschied der Gemeinderat am Mittwochabend, zwei Personen mit faschistischer Vergangenheit die Ehrenbürgerschaft zu entziehen. Eine Einigung über die Umbenennung der betroffenen Straßen wurde jedoch noch nicht erzielt.
Betroffen sind der Komponist und „völkische Tondichter“ Josef Reiter, der bereits 1929 als Kandidat der NSDAP antrat, sowie der ehemalige „Gauheimatpfleger“ Eduard Kriechbaum. Der Historiker Florian Schwanninger, Leiter des Gedenkorts Schloss Hartheim, hatte im Auftrag der Stadt die Rolle dieser vier Namensgeber während der NS-Zeit sowie mögliche illegale Aktivitäten im Vorfeld des „Anschlusses“ Österreichs im März 1938 wissenschaftlich untersucht.
Höchste Belastungsstufe für Reiter, Kriechbaum und Resl
Neben der Josef-Reiter-Straße und der Eduard-Kriechbaum-Stiege betrifft die Untersuchung auch die Franz-Resl-Straße, benannt nach dem Linzer Unterhaltungskünstler und NS-Anhänger, sowie die Dr.-Wilhelm-Scheuba-Gasse, die nach einem Arzt aus Steyr und Mitglied des NS-Fliegerkorps benannt ist. Historiker Florian Schwanninger stufte Reiter, Kriechbaum und Resl in die höchste Belastungskategorie eins („sehr belastet“) ein, während Scheuba in die zweite Kategorie („belastet“) fiel.
Über den Umgang mit den historisch belasteten Straßennamen konnte in der Braunauer Stadtpolitik bisher keine Einigung erzielt werden. Allerdings brachte der Kulturausschuss in der Gemeinderatssitzung am Mittwochabend zumindest einen Antrag ein, den beiden Ehrenbürgern Reiter (verliehen 1922) und Kriechbaum (verliehen 1952) diesen Status abzuerkennen.
Der Gemeinderat stimmte einstimmig für die Aberkennung der Ehrenbürgerschaft von Reiter. Im Fall von Kriechbaum enthielt sich die FPÖ, während ÖVP, SPÖ und Grüne mit der erforderlichen Mehrheit für den Entzug votierten, wie das Stadtamt Braunau mitteilte.
Es sei auch an dieser Stelle angemerkt, dass keine Straße oder Platz an den langjährigen KPÖ-Vorsitzenden Johann Koplenig (1891–1968) erinnert, der im Gegensatz zu den obengenannten Männern auf der richtigen Seite im Widerstand gegen den Faschismus stand und obendrein Mitbegründer der II. Republik war – es wäre also zur Abwechslung durchaus angemessen, Straßen nicht nach den Totengräbern Österreichs zu benennen bzw. benannt zu lassen, sondern nach denjenigen, die für die Erhaltung und Rettung des Landes gekämpft haben, unabhängig von antikommunistischen Ressentiments und Ängstlichkeiten.
Quelle: ORF