In einer beispiellosen Aktion hat Harald Vilimsky, Delegationsleiter der FPÖ im EU-Parlament, die Grenzen zwischen politischer Kritik und gezielter Einschüchterung überschritten. Mit der Veröffentlichung einer E‑Mail einer ORF-Mitarbeiterin, die ihren Namen und ihre Telefonnummer offenlegte, setzt Vilimsky ein bedenkliches Signal: Journalistinnen und Journalisten, die unbequeme Fragen stellen oder kritische Themen behandeln, müssen mit persönlicher Bloßstellung rechnen.
Die E‑Mail, die Vilimsky über das soziale Netzwerk X verbreitete, enthielt eine Interviewanfrage, in der das Thema einer möglichen „Far-Right“-Regierung in Österreich angesprochen wurde. Die Formulierung wurde von Vilimsky als Abqualifizierung seiner politischen Position dargestellt, die seiner Meinung nach eine derartige Reaktion rechtfertigte. Doch die Veröffentlichung der persönlichen Daten der Journalistin öffnet Tür und Tor für Drohungen und Einschüchterungen durch Dritte – eine Gefahr, die in der aktuellen politischen Stimmungslage nicht unterschätzt werden darf.
Angriff auf die Pressefreiheit
Mit dieser Aktion zeigt Vilimsky nicht nur mangelndes Verständnis für die Rolle einer freien Presse, sondern stellt auch deren Sicherheit infrage. Journalistinnen und Journalisten müssen frei und ohne Angst vor persönlichen Konsequenzen arbeiten können – das ist eine Grundbedingung demokratischer Gesellschaften. Indem Vilimsky diese Grenze überschritt, sendet er eine klare Botschaft: Kritische Berichterstattung wird nicht nur mit Worten, sondern auch mit der Preisgabe von Privatinformationen beantwortet.
Die Begründung Vilimskys, er habe ein Recht, sich gegen eine vermeintlich „einseitige“ Darstellung zu wehren, greift dabei zu kurz. Demokratie bedeutet Meinungsvielfalt und die Möglichkeit zur Kritik – nicht jedoch die Instrumentalisierung persönlicher Daten, um Druck auszuüben oder Kritik mundtot zu machen.
Gefährdung von Journalistinnen und Journalisten
Die Auswirkungen solcher Aktionen sind nicht nur symbolisch. Bereits in der Vergangenheit haben ähnliche Vorfälle gezeigt, wie schnell Journalistinnen und Journalisten nach der Veröffentlichung ihrer persönlichen Daten Zielscheiben für Hasskampagnen und Drohungen werden. Vilimsky nimmt diese Konsequenzen offenbar bewusst in Kauf – ein gefährlicher Präzedenzfall, der weit über diesen konkreten Vorfall hinausweist.
Ein Spiel mit dem Feuer
Vilimskys Vorgehen reiht sich ein in eine zunehmende Normalisierung von Angriffen auf die Journalistinnen und Journalisten. Solche Grenzüberschreitungen dürfen nicht stillschweigend hingenommen werden. Die Konsequenzen für die betroffene ORF-Journalistin sind unklar. Klar ist jedoch, dass Vilimsky mit seinem Vorgehen nicht nur die Journalistin selbst, sondern auch andere Journalistinnen und Journalisten unter Druck setzt.
Quelle: ORF