HomePolitikIKG legt Antisemitismusbericht 2019 vor

IKG legt Antisemitismusbericht 2019 vor

Seit 2015 legt die Israelitische Kultusgemeinde Wien (IKG) in Kooperation mit dem Forum gegen Antisemitismus (FgA) einen jährlichen Antisemitismusbericht vor. Der nun erschienene Bericht für das Jahr 2019 nennt 550 Vorfälle, die den beiden Organisationen aktiv eingemeldet wurden, was eine neuerliche Steigerung bedeutet. IKG-Präsident Oskar Deutsch hält in einer APA-OTS-Aussendung fest: „Ich will nicht von alarmierenden Zahlen reden, denn besorgniserregend ist die Entwicklung bereits seit vielen Jahren“. 

Entgegen dem Bild, das in der Öffentlichkeit immer wieder kursiert, wonach vor allem „linker“ Antisemitismus ein wachsendes Problem sei, sprechen die Zahlen der IKG eine klarere Sprache: 82,7 % aller Übergriffe, die einem ideologischen Hintergrund zugeordnet werden konnten, kamen aus dem rechten Spektrum, weitere 9,6 % aus dem muslimischen und 7,7 % aus dem „linken“ Spektrum. 

„Linker“ Antisemitismus

Auch 7,7 % beziehungsweise 25 Vorfälle sind freilich zu viel. Sie sind Ausdruck davon, wie viel Vagheit den Begriffen „links“, aber auch „Antisemitismus“ eingeräumt wird. Klar ist aber: Wem der Sturz der kapitalistischen Herrschaft und der Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft ein Anliegen ist, der kann kein Interesse an antisemitischen Tendenzen haben, die nur dazu dienen, die revolutionäre Arbeiterklasse und das Volk zu spalten. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hat allerdings ein neues Mittel Eingang in das Standardrepertoire zur Diffamierung revolutionärer Kräfte gehalten: Die Gleichsetzung antiimperialistischer Kritik am Staat Israel mit Antisemitismus.

Welche Blüten das treibt, zeigt sich im aktuellen Antisemitismusbericht auch daran, dass als Beispiel für einen antisemitischen Vorfall genannt wird, dass der israelische Präsident Benjamin Netanjahu in einer Illustration als Vampir mit dem Symbol der israelischen Staatsflagge am Kopf dargestellt wurde, der ein palästinensisches Kind aussaugt. Man mag von einer solchen Ästhetik halten was man will – als antisemitisch kann man diese Darstellung nicht einfach abtun. In keiner Weise werden hier die jüdische Religion oder das israelische Volk in Verruf gezogen, stattdessen wird der oberste Repräsentant eines Staates in seiner Rolle als imperialistischer Kriegstreiber angekreidet. Es scheint weniger um besondere Feinfühligkeit gegenüber antisemitischen Tendenzen zu gehen, als darum, ein Totschlagargument gegen antiimperialistische Kritik am Staat Israel zu etablieren. 

Für antisemitische Vorfälle aus dem linken Spektrum werden keine konkreten Beispiele genannt. 

Antisemitismusbericht 2019

- Advertisment -spot_img
- Advertisment -spot_img

MEIST GELESEN