HomePolitikJudenhass und Homophobie musste nicht erst der "Islamismus" hierher bringen

Judenhass und Homophobie musste nicht erst der „Islamismus“ hierher bringen

Während der mutmaßliche Täter von Graz dingfest gemacht wurde und er von Innenminister Karl Nehammer als „islamistisch motiviert“ bezeichnet wird, nützt der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, die Gelegenheit, um vor „linkem Antisemitismus“ zu warnen. Regierungspolitiker tun wiederum so, als hätte es erst der Zuwanderung bedurft, um Judenhass und Homophobie in Österreich zu säen.

Graz/Wien. Gestern wurde jener Mann, der mehrmals die Grazer Synagoge und dann auch noch den Präsidenten der Jüdischen Gemeinde, Elie Rosen, attackiert hatte, festgenommen. Laut Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) ist er geständig und „islamistisch motiviert“. Auf sein Konto dürften laut Innenministerium auch weitere Schmieraktionen und Steinwürfe gehen, unter anderem auf eine Kirche, auf ein Bordell und auf ein Haus einer Homosexuelleninitiative.

„Islamistisch motiviert“

Was Nehammer als „islamistisch motiviert“ beschreibt, kann man auch als stockreaktionär bezeichnen, und viele Einstellungen des Mannes sind auch im reaktionären katholischen oder deutschnationalen Milieu beheimatet. Denn sowohl der Judenhass als auch die Homophobie mussten nicht erst mit den „Islamisten“ nach Österreich gebracht werden. Beides war hier tief in der Gesellschaft eingebrannt und wurde über Jahrhunderte sowohl vom Katholizismus als auch vom Deutschnationalismus gepflegt. 

Der Mann ist 2013 aus Syrien nach Österreich gekommen. Laut Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) bestätige der Anschlag, dass es Schnittmengen zwischen dem politischen Islam und Antisemitismus gebe, und es daher wichtig sei, „dass wir präventiv tätig sind und analysieren, um diese Formen im Keim ersticken zu können.“ Ob der Mann irgendeiner Gruppe des „politischen Islam“ angehört, wurde allerdings nicht mitgeteilt, also ist das alles – auf die konkrete verhaftete Person bezogen – reine Spekulation. 

Wiederum die Rede vom „linken Antisemitismus“

An der Pressekonferenz des Innenministers nahmen auch Vertreter der jüdischen Religionsgemeinschaft teil, neben dem vom Täter attackierten Grazer Präsidenten Elie Rosen war auch noch der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, Oskar Deutsch, anwesend. Deutsch sagte Folgendes: „Die Tat zeigt, dass man muslimischen Antisemitismus ernst nehmen muss. Gleichzeitig darf man linken und rechten Antisemitismus nicht aus den Augen verlieren.“ Da haben wir ihn also wieder, den Begriff „linken Antisemitismus“, den sowohl Verteidiger der israelischen Apartheidpolitik als auch Politiker aller Schattierungen gerne in den Mund nehmen. Das ist ein seit Längerem bewährter Trick der israelischen Rechten und deren Regierung, um jegliche Kritik an Israels Besatzungs- und Okkupationspolitik in ein antisemitisches Eck zu stellen. Dass die Bemerkung von Deutsch in diesem Zusammenhang wieder einmal vollkommen überflüssig war, erübrigt sich zu sagen. 

FPÖ als neue Freunde des Judentums?

Gleichzeitig scharwenzeln Vertreter jener Partei, aus deren Reihen immer wieder ein brauner Mief aufsteigt und wo es immer wieder Personen gibt, die mit rechtsradikalen Äußerungen auffallen, nämlich der FPÖ, herum, und machen sich wichtig im Kampf gegen Antisemitismus. Der Schluss liegt nahe, dass es diesen neuen Freunden des Judentums um nichts Anderes als die Pflege ihrer antimuslimischen Ressentiments im Kampf um die Wählerstimmen geht. Dabei kann mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass jene Schichten in der Bevölkerung, die Muslimen mit dumpfen Vorurteilen begegnen, auch antisemitisch eingestellt sind. Dass in den Buden der deutschnationalen Burschenschaften neuerdings die großartige Liebe und Wertschätzung gegenüber Jüdinnen und Juden ausgebrochen ist, kann wohl auch ausgeschlossen werden. 

Quelle: APA-OTS

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