Nach dem Messerangriff in Villach wurde die dortige Flüchtlingsunterkunft geräumt, obwohl der mutmaßliche Täter nicht dort lebte. Die Entscheidung zur Schließung trafen Stadt- und Landespolitiker gemeinsam mit dem Innenministerium, während die FPÖ auch die Schließung einer weiteren Unterkunft fordert.
Villach. Diese Entscheidung gaben das Büro des Kärntner Landeshauptmanns und die Bundesbetreuungsagentur (BBU) am Dienstag bekannt. Die Bewohnerinnen und Bewohner, darunter 39 Kinder, werden in andere Einrichtungen verlegt.
Der 23-jährige Syrer, dem das Attentat am Samstag in der Villacher Innenstadt zugeschrieben wird, lebte nicht einmal in der Flüchtlingsunterkunft, sondern in einer Privatwohnung in Villach. Dennoch entschied sich der Villacher Bürgermeister Günther Albel (SPÖ) in Abstimmung mit Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) und Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) für die Schließung der Einrichtung.
Die Flüchtlingsunterkunft in Villach-Langauen wurde im September 2016 mit einer Kapazität von 300 Plätzen eröffnet. Zuletzt lebten dort 75 Menschen, darunter 39 Kinder. Diese werden nun mit Bussen in andere Unterkünfte in Österreich verlegt. Insgesamt stehen neun weitere Standorte zur Verfügung.
Mit der vorläufigen Schließung der Unterkunft in Villach-Langauen bleibt in Kärnten vorerst nur noch eine Bundeseinrichtung bestehen – das Quartier für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge am Faaker See. Die FPÖ fordert jedoch auch die Schließung dieser Unterkunft in Ledenitzen. FPÖ-Landtagsabgeordneter Markus di Bernardo erklärte, die Bevölkerung fühle sich nicht mehr sicher und wolle keine Asylunterkünfte in ihrer Nachbarschaft. Diese Bedenken müssten von der Politik endlich ernst genommen werden.
Die Entscheidung soll bereits einen Tag nach dem Messerangriff getroffen worden sein und wurde am Dienstag offiziell. Doch dürfte sie eigentlich gar nicht mit dem Messerangriff in Zusammenhang stehen, da der dafür verantwortliche Syrer ja in einer Privatwohnung untergekommen war. BU-Geschäftsführer Andreas Achrainer erklärte gegenüber dem ORF, dass die Stilllegung in den kommenden Tagen erfolgen werde. Auch Thomas Fussenegger von der BBU betonte, dass in der aktuellen Situation ausreichend freie Kapazitäten in anderen Unterkünften vorhanden seien.
Die Entscheidung, die Flüchtlingsunterkunft in Villach so schnell zu räumen, wirkt wie eine überstürzte Reaktion. Statt nachhaltiger Integrationsmaßnahmen setzt man auf kurzfristige Symbolpolitik. Für die betroffenen Menschen bedeutet das erneute Umsiedeln Unsicherheit und verhindert jegliche Möglichkeit, in einer Gemeinde Fuß zu fassen. Wer Integration fordert, muss Stabilität bieten – nicht ständige Verlegungen.
Quelle: ORF