Frau Salomon wütet

Darf eine Organisation, die Fördermittel aus einem ÖVP-geführten Staatssekretariat bezieht, schreiben, es gäbe in Österreich keine unabhängigen Medien? Natürlich nicht. Dafür sorgt schon Frau Salomon, Kurier-Chefredakteurin, Anbeterin des gefallenen Kanzlers Sebastian Kurz und Sprecherin des „Vereins der Chefredakteure“. Alle anderen Chefredakteure müssen sich natürlich auch entrüsten.Ein Kommentar von Otto Bruckner, stellvertretender Vorsitzender der Partei der Arbeit Österreichs (PdA)

Das „Bundesnetzwerk Österreichische Jugendinfos“ hat sich zu weit vorgewagt. Da schreibt diese Einrichtung doch tatsächlich in einer an Jugendliche gerichteten Broschüre: „Wichtig zu wissen: Hinter Zeitungen und Drucksachen stehen immer finanzielle Mittel, also Geld. Und der, der Geld gibt, will seine Meinung verbreiten.“ Um dann das Resümee zu ziehen: „Es gibt in Österreich keine ‚unabhängigen‘ Medien.“ Die so ziemlich ÖVP-affinste Chefredakteurin des Landes, Martina Salomon vom Kurier, „entdeckte“ diese Zeilen und schlug sofort Alarm. Schließlich erhält der Verein Fördermittel aus dem Ressort der Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm (ÖVP).

Diese beeilte sich natürlich sofort, zu versichern, dass dies keineswegs der Meinung ihres Ministeriums entspreche. Schließlich wurde veranlasst, dass die Broschüre online nicht mehr einzusehen ist und in gedruckter Ausgabe nicht weiter verbreitet wird.

Der „Verein der Chefredakteure“ (so etwas gibt es tatsächlich) musste sofort einen geharnischten Protest vom Stapel lassen, schließlich war es dann wieder Frau Salomon, die in Erscheinung trat, sie ist die Sprecherin dieses Vereins.

„Gott sei Dank ist der Kurier jetzt eine ÖVP-Zeitung“

Apropos Frau Salomon: Sie war dereinst (oder ist es noch) eine wahre Anbeterin des ÖVP-Jungstars Sebastian Kurz. „Eine Partei, ganz auf den jungen Chef zugeschnitten. Das ist eine Riesen-Chance. Und eine Gefahr, weil plötzlich die Umkehrung des Sinowatz-Spruchs zutreffen könnte: Ohne ihn, Sebastian Kurz, ist die Partei nichts“, schrieb sie im Juni 2017 – damals noch nicht Chefredakteurin – zum Start des jungen Wunderwuzzis. Über den damaligen Chefredakteur, den heutigen EU-Abgeordneten der NEOS, Helmut Branstätter, war Sebastian Kurz nicht so glücklich. Laut Brandstätter intervenierte Kurz immer wieder beim gewichtigen Kurier-Miteigentümer Raiffeisen gegen ihn. Den Sessel von Helmut Brandstätter als Kurier-Chef bekam schließlich Martina Salomon. Die neue Blattlinie des Kurier lässt sich vielleicht am besten mit einem Witz des SPÖ-nahen PR-Beraters Rudi Fußi beschreiben: “Sebastian Kurz schreibt jetzt im Kurier immer öfter unter dem Pseudonym Martina Salomon”. Im Zuge des Wechsels in der Kurier-Chefredaktion soll die Kurz-Vertraute Gabriela Spiegelfeld laut einer Anzeige von Kurier-Redakteuren bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gesagt haben: „Gott sei Dank ist der ‚Kurier‘ jetzt eine ÖVP-Zeitung.”

Feste Phalanx der Mainstream-Medien

Also, jetzt haben sie unter Führung der Frau Salomon aufgejault, die Chefredakteure. Unabhängig seien sie natürlich, was denn sonst? 

Diese scheinheilige Entrüstung ist einfach nur lächerlich, wenn man sich die Besitzverhätnisse in Österreichs Medienlandschaft ansieht. Aber es geht gar nicht so sehr darum, dem Eigentümer des Mediums zum Gefallen zu schreiben, es geht um die feste Phalanx der Mainstream-Medien in wichtigen Angelegenheiten. Außenpolitisch stets auf Linie der USA und des politischen Westens, Israels Genozid an den Palästinensern darf nicht so genannt werden, in der Ukraine laufen lauter lupenreine Demokraten herum, die ganz zufällig Faschisten verehren, und Russland ist böse. Innenpolitsch darf der kleine Mann oder die kleine Frau als „Sozialschmarotzer“ abgewatscht werden, wer nicht ganz unten ist, soll nach unten treten und nach oben buckeln. Oben, das ist dort, wo die Besteuerung von Reichen, großen Vermögen oder Erbschaften ebenso als „Hirngespinst“ zu diffamieren ist, wie die geforderte Einführung der 32-Stunden-Woche. Und der Kapitalismus ist sowieso das alternativloseste und beste Gesellschaftssystem aller Zeiten. Darum geht es. Dass sich manche dann direkt der ÖVP-Zentrale verpflichtet fühlen, ist wiederum eine andere Sache. 

Alle zusammen kämpfen sie aber mit der Tatsache, dass ihnen ihre Mainstream-Märchen immer weniger Menschen glauben und ihre Verkaufszahlen rückläufig sind. Über Wasser hält die Mainstream-Medien eine üppige Medienförderung und Regierungs- bzw. Parteiinserate. Die gibt es aber nur, wenn sie schön brav sind.

Quellen: Kurier/der Standard/zackzack/Neue Zeit

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