Führerkult

Weshalb ein Althistoriker bei der Bundespräsidentenwahl zu Hause bleiben wird.

Kommentar von unserem Gastautor Gerhard Oberkofler, geb. 1941, Dr. phil., Universitätsprofessor i.R. für Geschichte an der Universität Innsbruck 

Wird Österreich auf einen „Führerkult“ eingestimmt? Laut Österreichischem Staatsfunk (orf​.at) vom 29. August hat em. Univ. Prof. Dr. Alexander Van der Bellen seinen Wahlkampf zu seiner eventuellen Wiederwahl als Bundespräsident mit einer „Österreich-Erklärung“ in den Tiroler Bergen hoch oben auf dem Kaunergrat eröffnet. Die großen und kleinen Medien des Landes haben darüber ihren Inhabern und Geldgebern angemessen berichtet.

Inhaltlich geht es bei dieser „Österreich-Erklärung“ vor allem um die Einstimmung der demokratischen Republik Österreich, deren Recht dem Verfassungspapier nach vom Volk ausgeht, auf den Krieg in der Ukraine. Dieser sei ein europäischer und es gehe dort um „unser Lebensmodell“. Von seinen Bemühungen um den Frieden in der Ukraine oder in anderen, sich auf dem ganzen Globus ausbreitenden Kriegsgebieten spricht Van der Bellen nicht. Solidarisiert sich Van der Bellen mit der gigantischen Aufrüstung des europäischen Deutschland und dessen massiven Waffenlieferungen? Er, Alexander Van der Bellen, sei bereit in dieser schwierigen Zeit zu „führen“, denn ein Präsident müsse „führen“. Das muss als eine Kernaussage des noch amtierenden Bundespräsidenten eingeschätzt werden.
In den zusammen mit seiner „Österreich Erklärung“ publizierten Fotografien zeigt sich der von österreichischen Oligarchen wie Hans-Peter Haselsteiner gesponserte Herr Bundespräsident hinter einem Rednerpult, das für ihn in der wunderschönen Kulisse der Tiroler Berge und bestrahlt vom blauen Himmel zum Fotoshooting aufgestellt ist. Im
Vorlauf wurden separate Bilder mit „Van der Bellen streichelt seinen
Hund“ verteilt.

Die theatralischen Auftritte von Alexander Van der Bellen knüpfen an Mechanismen an, die nicht vergessen werden sollen, weil diese in den dreißiger Jahren einem von Systemeliten finanzierten „Führer“ zur Macht verholfen haben. Dessen Wahlversprechungen spielten 1933 ebenso wenig eine Rolle wie sie heute eine Rolle spielen. Es geht
vielmehr um die durch solche Darbietungen vermittelte Suggestion, dem „Führer“ sei zu folgen. Alice Miller analysiert zu Beginn der 1980er Jahre: „Was er [d. i. der Führer] dann sagen mag, spielt keine Rolle. Wichtig ist, wie er redet. Je größer er sich aufbaut, um so mehr wird er bewundert“

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