Der frühere sozialdemokratische Minister und Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda beendet seine politische Karriere und wird wieder Wirtschaftsmanager.
Wien. Thomas Drozda verlässt die Politik und „wechselt in die Wirtschaft“ – nun ja, zumindest mehr oder weniger. Drozda kam als Christian Kerns Kanzleramtsminister für Kunst, Kultur und Medien in die Bundesregierung (2016–2017), danach war er schwer gescheiterter SPÖ-Bundesgeschäftsführer (2018–2019) und Nationalratsabgeordneter (seit 2017). Nun legt er seine politischen Ämter und Funktionen zurück und erhält einen Vorstandsposten bei der Baugesellschaft ARWAG. Das ist jetzt freilich nicht gerade „die Privatwirtschaft“, denn die ARWAG gehört zu 63 Prozent der gemeindeeigenen Wien Holding GmbH (Minderheitsaktionäre sind die Wiener Städtische Versicherung und die Erste Bank), steht also unter Kontrolle der Wiener SPÖ. Schaut insofern ein bissel so aus, als hätte man dem Genossen mit dem Faible für teure Luxusuhren und Anzüge, schöne Gemälde aus Belvedere-Beständen sowie Porsche-Sportwagen nun einen lukrativen Posten innerhalb des sozialdemokratischen Freundschaftskonglomerats zugeschanzt. Die Optik könnte besser sein – und die NEOS-Beteiligung an der Landesregierung steckt eine erste Niederlage ein: Nix is‘ mit Transparenz und Kontrolle oder der Unterbindung von SPÖ-Postenschacher und ‑Freunderlwirtschaft in Wien. Das mag Christoph Wiederkehr überraschen, sonst aber niemanden.
Immer Teil der sozialdemokratischen Managerelite
Für Drozda setzt sich fort, was eh immer war. Seit seinem ersten Job als Verlagsleiter bei der Sozialistischen Jugend (1991, nach der Gusenbauer-Ära) blieb der studierte Volkswirt (Uni Linz) immer im Bereich der sozialdemokratischen Managerelite: Von 1993 bis 1998 Berater für Wirtschaft, Finanzen und Kultur unter den SPÖ-Nadelstreifkanzlern Vranitzky und Klima, wurde er danach für zehn Jahre kaufmännischer Direktor des Burgtheaters – in diese Zeit fällt der hinlänglich bekannte Skandal um mutmaßliche Bilanzfälschung und Steuerhinterziehung, womit man als Finanzvorstand des Hauses aber natürlich absolut nichts zu tun hatte. Insofern war’s auch naheliegend, 2007 bis 2014 als vertrauenswürdiger ORF-Stiftungsrat der SPÖ zu fungieren. Von 2008 bis 2016 war Drozda Geschäftsführer der Vereinigten Bühnen Wien (VBW, d.h. Raimundtheater, Theater an der Wien, Ronacher), einer Tochter der – eh klar – Wien Holding, was auch nicht friktionsfrei ablief: Einige Mitarbeiter zogen wegen prekärer Beschäftigungsverhältnisse vor Gericht, weswegen Gehälter im Ausmaß von 385.000 Euro an 55 Angestellte nachgezahlt werden mussten; gleichzeitig bemängelte der Stadtrechnungshof, dass einige Spitzenfunktionäre der VBW unangemessen hohe Prämien (in Summe 660.000 Euro) erhalten hätten, die mit keiner messbaren Gegenleistung verbunden gewesen wären. Auch Drozda selbst kassierte ab: Für 2008 erhielt er neben ohnedies gut dotiertem Gehalt eine Jahresprämie, obwohl er zum fraglichen Zeitpunkt erst ein halbes Jahr tätig war.
Leben mit spärlichem NR- und Klubvize-Gehalt nun zu Ende
Der Rest ist bekannt: 2016 Wechsel in die Regierung als Kulturminister, Drozdas Kabinettschef war ein gewisser Michael Rendi. Dessen Ehefrau Pamela Rendi-Wagner machte, nachdem sie die SPÖ-Führung übernommen hatte, Drozda zum Bundesgeschäftsführer der Partei, das schlechteste Wahlergebnis der sozialdemokratischen Geschichte überlebte er in dieser Funktion freilich trotzdem nicht. Seither musste Drozda sein Leben mit einem spärlichen Gehalt als NR-Abgeordneter (und Klubvize) fristen, wodurch es naheliegend war, nun das Parlament zu verlassen und im geschützten Bereich der SPÖ Wien einen Spitzenmanagerposten zu übernehmen. Denn Drozda schämt sich ja nicht dafür, dass er einen gewissen Luxusstandard weit jenseits der Arbeiterklasse pflegt – im Gegenteil: In einer verqueren Rechtfertigung meinte er sogar, dies wäre doch das Ansinnen Kreiskys gewesen – der soziale Aufstieg für die Fleißigen und Anständigen. Ja, eh: Eine abgehobene und gesellschaftlich entrückte „Arbeiter“-Aristokratie hat die SPÖ-Krake geschaffen, der eben auch Drozda angehört. Der Arbeiterklasse als Kollektiv nützt das genau gar nichts. Vielleicht hätte Drozda die kapitalismusanalytischen und klassenkämpferischen Publikation des SJ-„Trotzdem-Verlages“ auch lesen sollen, als er dort Geschäftsführer war.
Quelle: Der Standard