In den Hohen Tauern wurde Österreichs berühmteste hochalpine Gebirgsstraße wieder erfolgreich von den Schneemassen befreit. Am Montagvormittag trafen die Arbeiter aus Nord und Süd am Hochtor zusammen.
Heiligenblut/Fusch. Am Vormittag des vergangenen Montags, 10. Mai, gelang auf der Glockner-Hochalpenstraße der diesjährige Schneedurchstich. Nach mehreren Wochen intensiver Schneeräumung trafen die Arbeiter, die sowohl vom Kärntner Süden als auch vom Salzburger Norden gleichzeitig tätig wurden, am Hochtor in 2.500 Metern Seehöhe zusammen. Vor allem mit Schneefräsen, aber auch mit Räumfahrzeugen und Schaufeln wurden Schneemassen beseitigt, die sich bis zu zehn Meter hoch aufbäumten – eine bemerkenswerte Leistung menschlicher Tatkraft im Hochgebirge, an der 30 Arbeiter beteiligt waren. Nun ist die Straße also freigelegt, wenngleich sie vorerst nur eine Schneise bedeutet – und mit Mittwoch, 12. Mai, wird der jedes Jahr von Oktober bis Mai gesperrte Bereich zwischen Heiligenblut (Spittal an der Drau) und Fusch (Zell am See) wieder für den – mautpflichtigen – Verkehr freigegeben.
Der Passweg über den Alpenhauptkamm am Hochtor und Fuscher Törl ist seit Jahrtausenden eine frequentierte Nord-Süd-Verbindung, die bereits in keltischer und römischer Zeit genutzt wurde. Die heutige Hochalpenstraße wurde jedoch erst in den 1930er Jahren gebaut, explizit für den Automobilverkehr. Nachdem das Projekt zunächst stockte, fand es unter der austrofaschistischen Dollfuß-Regierung seine Realisierung und dem folgenden Schuschnigg-Regime seine Fertigstellung im Jahr 1935 – trotz schwer defizitärer Staatsfinanzen und Konkurs der staatlichen Betreibergesellschaft GROHAG. Als Vorbild mag die deutsch-faschistische Motorisierungspolitik gedient haben, eine vergleichbare wirtschaftliche (und kriegspolitische) Bedeutung hatte das umgerechnet 65 Millionen Euro teure „Prestigeprojekt“ des Austrofaschismus allerdings nicht. Als Transitroute erlangte die Großglockner-Hochalpenstraße nie Relevanz, sie war und ist vor allem eine Touristenattraktion: Ihre berühmten Serpentinen werden jedes Jahr – zumindest außerhalb von Pandemie-Zeiten – von bis zu einer Million Menschen befahren. Verschiedene Stationen und Abzweigungen bieten einen eindrucksvollen Ausblick auf den fast 3.800 Meter hohen Großglockner sowie auf den acht Kilometer langen Pasterzengletscher.
Quelle: ORF