Steyr. Gestern wurde bekannt gemacht, dass Siegfried Wolf, dessen ursprüngliches Angebot für die Übernahme des MAN Werks in Steyr von einer Mehrheit der Belegschaft abgelehnt wurde, nun doch den Zuschlag bekommt. Die Partei der Arbeit (PdA) in Oberösterreich ging anlässlich dessen mit einer erneuten Stellungnahme zu den Ereignissen an die Öffentlichkeit.
Siegfried Wolf, ehemaliger Aktionär des Magna-Konzerns, Aufsichtsratsmitglied in mehreren namhaften Konzernen wie der Porsche SE und der russischen GAZ sowie Vertrauter des Bundeskanzlers Sebastian Kurz, wird den Traditionsstandort in Steyr übernehmen. „Damit hat die Porsche SE ‚ihren Mann‘ durchgesetzt und wird, statt das Werk zu schließen, die arbeiterfeindlichen Maßnahmen durchführen, welche die Zielsetzungen der Aktionäre und Konzernvorstände bedient. Konkret bedeutet das nach aktuellem Stand eine Nettolohnkürzung von 15 Prozent und Reduktion der Stammbelegschaft um ein Drittel, wovon 600 Kolleginnen und Kollegen betroffen sein werden. Offenbar wird auch daran festgehalten, die 278 Leiharbeiterinnen und Leiharbeiter zu kündigen“, heißt es in der Erklärung der oberösterreichischen PdA.
PdA kritisiert Gewerkschaftsführung und Ergebnis
Dass die sozialdemokratische Gewerkschaftsführung den Eigentümerwechsel in ihrer Aussendung als „ein erster Schritt in die Richtung“ darstellt, wird von der PdA kritisiert und festgehalten, dass die sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaften damit die Hinhalte- und Erpressungstaktik der verschiedenen Konzerninstanzen rund um Volkswagen–Traton SE und natürlich Siegfried Wolfs WSA bestärken – welche allesamt trotz des viel beschworenen Standortsicherungsvertrages, trotz der schwarzen Zahlen und vollen Auftragsbüchern, Lohnraub und Arbeitsplatzvernichtung durchsetzen wollen würden. Raffael Schöberl, Sprecher der PdA Oberösterreich, resümiert: „Wie mehrfach von unserer Seite festgehalten, haben die Belegschaft und ihre Familien jetzt das Ergebnis schwarz auf weiß: Hunderte werden in auf die Straße gesetzt, weil sich die Gewerkschaften und Betriebsräte völlig abgekapselt von den wahren Interessen der gesamten Belegschaft in Hinterzimmergespräche und medialem Donnerwetter geflüchtet haben.“
Weiters mahnt Raffael Schöberl: „Wenn die bürgerlichen Medien und verschiedene politische Kräfte uns heute von einem großen Wurf erzählen, dann verschweigen sie damit, dass genau jener Vorschlag von 64 Prozent der Belegschaft abgeschmettert wurde – hier gibt es keinen Kompromiss, es gibt leere Worte und Klassenkampf von oben gegen die Arbeiterklasse und ihre Familien.“
In der Stellungnahme heißt es weiter, dass der Ausverkauf von MAN Steyr zeige, dass die Arbeiteraristokratie die Komplizin des Kapitals sei und dies eben Ergebnis dieses Zustandes sei, den die Sozialpartnerschaft hervorbringt. Außerdem zeige sich, dass „die kapitalistische Krise sich auch trotz des bejubelten Impffortschritts und der weitestgehend gelockerten Lockdown-Maßnahmen fortsetzt, die Regierung aber arbeitet an anderer Stelle dafür weiter, den Großkonzernen über allerlei Formen an Forschungsförderungen sowie finanziellen Hilfen (Stichwort: Kurzarbeit) noch mehr Erleichterungen zu bieten. So verkünden die Medien, dass am MAN-Steyr-Standort künftig auf Wasserstofftechnologien, autonomes Fahren sowie Elektromobilität gesetzt werde – der ‚grüne Deal‘, in den die EU und der österreichische Staat etliche Gelder investieren, entfaltet sich also in seiner arbeiterfeindlichen, undemokratischen Gestalt.“
Die Partei der Arbeit Oberösterreich ruft die Arbeiterinnen und Arbeiter dazu auf, „den Kopf zu heben und als geschlossene Front gegen die Erpressungsversuche der Unternehmen und Gewerkschaften aufzutreten. Echte Fortschritte kann nur die vereinte Aktion in der Arbeiterfront auf Basis eines Klassenstandpunktes erzielen.“
Quelle: Partei der Arbeit