Die Gewerkschaft Bau und Holz (GBH) fordert Rechtsanspruch auf Hitzefrei auf der Baustelle bei Temperaturen über 32,5 Grad. Im Jahr 2020 wurde trotz Lockdowns und Hitzewelle an Österreichs Baustellen größtenteils ununterbrochen gearbeitet. Vielen Firmen machten und machen von der bestehenden Hitzeregelung keinen Gebrauch. Wer hier auf Freiwilligkeit der Baufirmen setzt, hat den Kampf schon verloren, ohne ihn begonnen zu haben.
Wer sich an den Beginn des ersten Lockdown im März 2020 zurückerinnert, denkt vielleicht zuerst an das ungewöhnlich warme Wetter, welches von März bis in den Spätherbst viel Sonne und in den Sommermonaten Hitzewellen mit sich brachte. Ebenfalls werden sich wohl einige daran erinneren, bei ihren Stadt- oder Landspaziergängen viele Baustellen in Betrieb gesehen zu haben, egal ob gerade harter Lockdown war oder Temperaturen jenseits der 30 Grad herrschten. Für zahlreiche Arbeiterinnen und Arbeiter gab es letztes Jahr nämlich kein Durchatmen während des Lockdowns und auch keine Möglichkeit auf Homeoffice, denn die Bauherren wollen ihre Bauaufträge natürlich fristgerecht und profitabel fertigstellen lassen.
Der weiterhin ausbleibende, gesetzlich verankerte Rechtsanspruch auf Hitzefrei lässt weiterhin auf sich warten und die Herrschaften der Bauunternehmen werden sich das auch einiges kosten lassen, dazu muss man nur auf die Parteispenden von PORR-Großaktionär Klaus Ortner schauen. Jede zweite Firma verzichtet darauf, ihren Arbeitern Hitzefrei zu gewähren und das auch während der aktuellen Hitzewelle, die Österreich im Griff hat.
Auch dieses Jahr appeliert Josef Muchitsch, Nationalratsabgeordneter (SPÖ) und Bundesvorsitzender der GBH, auf den Rechtsanspruch auf Hitzefrei. Bereits bei der bestehenden Hitzefrei-Regelung ist dem Arbeitenden eine Entgeldfortzahlung von 60 Prozent zugesichert, die dem Arbeitgeber wiederum vollständig von der Bauarbeiter-Urlaubs und Abfertigungskasse (BUAK) refundiert wird.
Es ist allerdings anzunehmen, dass diese zahmen sozialpartnerschaftlichen Forderungen seitens der GBH, Teilgewerkschaft des ÖGB, bei den Firmherren auf taube Ohren stoßen wird, haben sie doch erst vor wenigen Jahren den 12-Stunden-Arbeitstag erfolgreich durchgesetzt, mit ihren Marionetten in der Politik und in den sozialpartnerschaftlichen Gewerkschaften, die Streiks und wahre Arbeitskämpfe brav zurückhalten. Fürchten müssen sich die Mächtigen von solchen Sozialpartnern und auch der aktuellen Regierung nicht, vor einem gemeinsamen Kampf der Werktätigen allerdings schon, denn betroffen sind nicht nur die Arbeiter und Arbeiterinnen am Bau. Gerade beim Arbeiten unter Hitzebedinungen, die sich wohl Jahr für Jahr verschärfen werden, endet das Gebiet der Betroffenen nicht am Bau, sondern erstreckt sich in unzählige unklimatisierte Büros, Werkshallen, Fließbänder und sogar Klassenzimmer im ganzen Land.
Quelle: ORF/Bau-Holz/Kleine Zeitung/Der Standard