HomeFeuilletonItalienischer Regisseur Citto Maselli (1930-2023) verstorben

Italienischer Regisseur Citto Maselli (1930–2023) verstorben

Als Heranwachsender in der Resistenza, später im PCI aktiv, prägte der Regisseur Francesco Maselli maßgeblich den italienischen Film mit.

Rom. Am vergangenen Dienstag schloss Francesco Citto Maselli zum letzten Mal seine Augen in der italienischen Hauptstadt. Der inzwischen 92-jährige Regisseur, Intellektuelle und Ex-Partisan konnte auf viele Errungenschaften seines Lebens zurückblicken.

Das vielversprechende Patenkind von Pirandello

Francesco Maselli wurde am 9. Dezember 1930 in ein intellektuelles Umfeld geboren – sein Taufpate war niemand anderer als der bekannte italienische Schriftsteller Luigi Pirandello. Von letzterem stammt auch Masellis Spitzname Citto. Als Sohn eines Kunstkritikers wuchs er mit Literatur und Kunst auf, die er wie ein Schwamm in sich aufsog und von Verwandten und Familienfreunden deshalb als frühreif und künstlerisch vielversprechend wahrgenommen wurde. Titina, seine Schwester, machte gleichzeitig bereits ihre ersten Schritte als Malerin. Und im Elternhaus trifft Citto immer wieder auf systemkritische Familienfreunde, die ihn bald ermutigten, sich an den Kämpfen der Kommunistischen Partei Italiens zu beteiligen.

Widerstandskämpfer, Organisator, Mitglied der Kommunistischen Partei

Während der deutschen Okkupation Roms organisierte er als 14-Jähriger Studentinnen und Studenten in der Unione Studenti Italiani gegen den Faschismus. Nach der Befreiung Roms im Jahr 1944 trat er in die Kommunistische Partei Italiens (PCI) ein. Seine politische und kämpferische Tätigkeit im kommunistischen und linken Umfeld Italiens blieb von da an eine Grundkonstante seines Lebens. 

So war er bis 1989 Mitglied der Kulturkommission des Vorstands des PCI, ab 1992 war er im Nationalen Politischen Komitee der Rifondazione Comunista vertreten. In dieser (inzwischen sozialdemokratisch ausgerichteten) linken Partei blieb er auch bis zu seinem Tode. So war es denn auch der Vorsitzende von Rifondazione Comunista, Maurizio Acerbo, der die Nachricht seines Todes der Öffentlichkeit preisgab.

Citto Maselli hatte sich gegen die Auflösung der Kommunistischen Partei Italiens gestellt und gehörte daraufhin zu den Mitbegründern der darauffolgenden Partei Rifondazione.
Darüber hinaus leitete Maselli den Nationalen Verband der Filmautoren (Associazione Nazionale degli Autori Cinematografici) und konnte dabei zahlreiche Erfolge für sich verbuchen: Größere demokratischen Reformen der 1970er Jahre in den öffentlichen Kultureinrichtungen Italiens gehen auf sein Engagement und den Kampf zahlreicher Gewerkschaftsmitglieder dieser Jahre zurück.

Filmisches Schaffen

Maselli drehte 1945 seinen ersten Acht-Millimeter-Kurzfilm und wurde 1947 in den Centro sperimentale di cinematografia aufgenommen, wo er 1949 seinen Abschluss machte. Er begann seine Karriere als Regieassistent von Luigi Chiarini, später von Michelangelo Antonioni und Luchino Visconti. Mit Antonioni lernte er als Assistent beim Dokumentarfilm L’amorosa menzogna (1948) das Set wirklich kennen. Zwischen Maselli und dem bekannten Regisseur aus Ferrara entstand eine langanhaltende Freundschaft, die sie in künstlerischer Sympathie und Empathie mit allen Höhen und Tiefen für den Rest ihres Lebens zusammenhalten sollte.

Maselli arbeitete auch am Drehbuch von Antonionis Debütfilm Cronaca di un amore (1950) und drei Jahre später an La signora senza camelie mit. In der Zwischenzeit machte er sich mit einer Reihe denkwürdiger Dokumentarfilme einen Namen, mit Bambini im Jahr 1951 kam er zu den Filmfestspielen von Cannes. 1953 arbeitete er gemeinsam mit Luchino Visconti am Film Siamo donne. Dieser verhalf ihm zwei Jahre darauf zu seinem ersten Vertrag für einen Spielfilm: Gli sbandati, den er 1955 im Alter von 23 Jahren drehte und der sofort zum Filmfestival von Venedig eingeladen wurde, wo sich Masellis Werk als eine der größten Überraschungen des Festivals herausstellte.
Seine Karriere ging von da an steil bergauf: Maselli erlangte später durch Filme wie Il sospetto mit Gian Maria Volonté (1975), La donna del giorno (1956), Gli indifferenti (1964, nach dem gleichnamigen Roman von Alberto Moravia) und I delfini (1960) unter anderem große Bekanntheit.

Sein Schaffen reichte jedoch bis ins hohe Alter: Bis zum Jahr 2017 arbeitete er an Spielfilmen, kollektiven Filmprojekten, Dokumentarfilmen und beim Fernsehen mit und war ein bekannter Name der italienischen Kulturindustrie, der er eine klassenkämpferische Note beifügte und oft die Perspektive der Arbeiterklasse bot.

Quellen: ilFattoQuotidiano / Wikipedia / ANSA

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