HomeInternationalesUkraine: Wer beschädigte den Kachowka-Staudamm?

Ukraine: Wer beschädigte den Kachowka-Staudamm?

Moskau und Kiew beschuldigen sich gegenseitig, die Staumauer des Kachowka-Stausees beschädigt zu haben. Die Frage ist, wem es nützt?

Kiew/Kachowka/Moskau. Einen Tag nach der teilweisen Zerstörung des Staudamms von Kachowka in der Südukraine wälzt sich die hierdurch entstandene Flutwelle flussabwärts. In der Großstadt Cherson auf dem ukrainisch kontrollierten Nordufer des Dnipro stehen niedrig gelegene Stadtteile unter Wasser, allerdings nach von der Stadtverwaltung verbreiteten Videos nicht besonders hoch. Entsprechend vermeldet die Ukraine auch keine Todesopfer infolge der Flut.

Auf beiden Seiten des Flusses evakuieren die Behörden die Bewohner. Die russischen Behörden auf dem linken Flussufer teilten mit, in den betroffenen 14 Ortschaften hätten schon seit dem Rückzug auf das linke Flussufer im Herbst kaum noch Zivilisten gelebt. Das dürfte damit zu tun haben, dass die Dörfer am Fluss seitdem Teil der vordersten russischen Verteidigungslinie sind und die Bewohner aus militärischen Gründen schon damals evakuiert wurden.

Westliche Politiker und Medien und mit ihnen das Selenskyj-Regime wussten natürlich sofort, dass Russland den Staudamm gesprengt hat, was insofern fraglich ist, als die russische Seite der Hauptleidtragende der Katastrophe ist. Auch die USA ließen gestern verlautbaren, dass sie nicht sicher sind, wer für die Sprengung verantwortlich ist. Aus russischer Sicht sind die betroffenen Gebiete, das Kraftwerk und die Stauseen Staatsgebiet der Russischen Föderation, das weiter flussabwärts gelegene Atomkraftwerk Saporoschje ist ebenfalls in russischer Hand. Dort könnte es Probleme mit der Kühlwasserversorgung geben, aktuell treten diese aber nicht auf. Es wäre also nicht schlüssig, dass sich Russland selbst beschießt und sich einen Milliardenschaden zufügt.

Die Staumauer wird seit Herbst 2022 von ukrainischer Seite beschossen. Bahnlinie und Straße über den Damm sind seit einigen Monaten aufgrund der Beschädigungen gesperrt. Als eine Möglichkeit wird auch lanciert, dass der Bruch des Damms durch Regulierungen der weiter oben liegenden Sperren, die in der Hand der Ukraine sind, verursacht wurde. Ob, wie von russischer Seite behauptet, in der Nacht ein neuerlicher Beschuss oder eine Sprengung durch ukrainische Saboteure stattgefunden hat ist bislang unklar.

Die Überflutung und die damit verbundene Absenkung des Wasserspiegels könnte den Krim-Kanal, der die Halbinsel mit Wasser versorgt, beeinträchtigen. Ökologische Langzeitfolgen für die umliegenden Gebiete sind zu befürchten.

Die Dnipro-Stauseen mit dem Wasserkraftwerk wurden in den 1950er-Jahren von der UdSSR errichtet, und waren eine technische und ökologische Meisterleistung. Die angrenzenden Ebenen wurden durch die Erhöhung des Grundwasserspiegels zu fruchtbarem Land, und drohen jetzt wieder zu versteppen. 

Quelle: Junge Welt

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