Ein herzliches „Freundschaft!“ dem Klassenfeind: FSG-Chef Josef Muchitsch hält nichts vom proletarischen Klassenstandpunkt und fordert mehr „Wirtschaftsaffinität“ der SPÖ.
Wien. Aus der Kategorie „Kannst’ nicht erfinden!“: Multifunktionär Josef Muchitsch, Vorsitzender der FSG im ÖGB sowie der Gewerkschaft Bau-Holz, SPÖ-Nationalratsabgeordneter und ‑Sozialsprecher sowie Arbeiterkammer-Rat in Wien ist ein Schwergewicht der sozialdemokratischen Arbeitnehmerpolitik – wichtiger sind nur ÖGB-Präsident Katzian und vielleicht auch AK-Präsidentin Anderl. Man möchte meinen, Muchitsch vertritt als etablierter Gewerkschaftsbonze wenigsten rhetorisch unbeirrbar die Arbeiter, Arbeiterinnen und Angestellten. Aber mit dieser Annahme ist man am Holzweg.
Denn Muchitsch ist natürlich kein Arbeiterführer, sondern ein „sozialpartnerschaftlicher“ Komplize der kapitalistischen Klassenfeinde. Und er scheut auch nicht davor zurück, dies öffentlich unter Beweis zu stellen: Über die Medien richtete er nun dem SPÖ-Vorsitzenden Andreas Babler aus, dieser müsse sich eine „wirtschaftsaffinere Positionierung“ zulegen, denn er dürfe „nicht als Schreckgespenst der Wirtschaft dastehen.“ Ja, wirklich – wo kommen wir denn da hin? Die SPÖ als Arbeiterpartei? Nein, natürlich muss die Sozialdemokratie auch eine Partei sein, die den Unternehmen, Banken und Konzernen dient. Wir brauchen die Kapitalisten! Wer soll denn sonst den von der Arbeiterklasse produzierten Mehrwert in seine Taschen stopfen?
Könnte lustig sein, wenn’s nicht so tragisch wäre. Wenn selbst und ausgerechnet ein sozialdemokratischer Spitzengewerkschafter einen proletarischen Klassenstandpunkt der SPÖ ablehnt und mehr Liebedienerei zugunsten der kapitalistischen Ausbeutung und des Profits einfordert, dann ist die Sozialdemokratie sehr treffend charakterisiert: Sie ist eine bürgerliche Partei des Kapitals, die lediglich die Aufgabe hat, die Arbeiterklasse zu gängeln und hinters Licht zu führen. Und Herr Muchitsch mit seinen Luxusgagen weiß nur zu gut, wem er sein rosarotes Fürstendasein verdankt. Also muss mehr Wirtschaftsfreundschaft her – mit linker Arbeiterpolitik hat die SPÖ sowieso schon lang nichts mehr zu schaffen.
Quelle: Der Standard