Die Ölarbeitergewerkschaft PENGASSAN hat die Gas- und Rohöllieferungen an die 20-Milliarden-Dollar-Dangote-Raffinerie gestoppt. Hintergrund ist ein Streit um Massenentlassungen, der die Versorgung in Afrikas bevölkerungsreichstem Land massiv gefährden könnte.
Lagos. In Nigeria spitzt sich ein Arbeitskonflikt im Energiesektor zu: Die Gewerkschaft Petroleum and Natural Gas Senior Staff Association of Nigeria (PENGASSAN) hat ihre Mitglieder angewiesen, die Gas- und Rohölversorgung zur Dangote-Petroleum-Raffinerie einzustellen. Grund sind Massenentlassungen, die nach Gewerkschaftsangaben mehrere Hundert Beschäftigte betreffen.
PENGASSAN beschuldigt die Unternehmensleitung der Raffinerie, „Falschinformationen und Propaganda“ zu verbreiten, anstatt die angeblich unrechtmäßigen Kündigungen gewerkschaftlich organisierter Mitarbeiter aufzuarbeiten.
Über 800 Entlassungen
Die Raffinerie selbst teilte am Freitag mit, nur eine kleine Zahl von Beschäftigten entlassen zu haben. Zur Begründung verwies das Unternehmen auf Sabotagevorfälle in verschiedenen Betriebseinheiten. Die Gewerkschaft hingegen spricht von über 800 entlassenen nigerianischen Arbeitskräften, die durch ausländische Angestellte – mehrheitlich aus Indien – ersetzt worden seien.
PENGASSAN-Generalsekretär Lumumba Okugbawa forderte in einem Rundschreiben: „Die Rohölzufuhrventile zur Raffinerie sind zu schließen und das Beladen von Tankschiffen, die dorthin unterwegs sind, sofort einzustellen.“ Damit droht eine koordinierte Blockade der Lieferketten, die die Treibstoffversorgung in Afrikas bevölkerungsreichstem Staat erheblich beeinträchtigen könnte.
Die Unternehmensführung weist die Vorwürfe zurück und argumentiert, die Kündigungen seien Teil einer Umstrukturierung zur Erhöhung von Sicherheit und Effizienz. In einer weiteren Stellungnahme erklärte die Raffinerie, kein Gesetz räume der Gewerkschaft das Recht ein, Lieferungen zu unterbrechen oder in Vertragsbeziehungen mit Zulieferern einzugreifen.
Streik mit großen Auswirkungen
Der Konflikt trifft das Prestigeprojekt des Industriellen Aliko Dangote in einer sensiblen Phase. Die Raffinerie, die rund 20 Milliarden US-Dollar gekostet hat, hatte erst kürzlich angekündigt, den Verkauf von Benzin in Landeswährung ab dem 28. September auszusetzen. Begründet wurde dies mit Engpässen bei der Rohölversorgung und Problemen durch Wechselkursunterschiede.
PENGASSAN forderte seine regionalen Vorsitzenden auf, über den Fortschritt der Anweisung zur Lieferunterbrechung Bericht zu erstatten. Damit zeichnet sich ab, dass der Streit nicht nur den Betrieb der Raffinerie, sondern die gesamte Treibstoffversorgung Nigerias belasten könnte.
Quelle: Reuters