Linz-Land. Ein 78-jähriger Mann soll in Enns seine Frau und seinen Sohn ermordet haben – eine Tat, die sich nahtlos in eine erschütternde Kontinuität einreiht. Denn Österreich führt seit Jahren die traurige Statistik europäischer Frauenmorde an. Wieder eine tote Frau. Wieder ein Mann, der zur Waffe greift. Wieder ein Land, das betroffen schweigt und nichts ändert.
Diese Morde sind keine „Tragödien im häuslichen Bereich“, keine Einzelfälle und vor allem sind es keine Morde aus Liebe. Sie sind das Produkt einer kapitalistischen Gesellschaft, die Gewalt gegen Frauen nicht verhindert, sondern alltäglich macht – strukturell, ökonomisch und kulturell. Und sie sind das Produkt eines Systems, das Frauen doppelt ausbeutet: als unbezahlte Reproduktionsarbeiterinnen im Haushalt und als schlecht bezahlte Arbeitskräfte am Markt.
Wenn Regierungspolitiker in Sonntagsreden Betroffenheit heucheln, während Frauenhäuser um Geld betteln müssen, während Sozialarbeit unterfinanziert ist und während Frauen in Abhängigkeiten gedrängt werden, dann trägt dieser Staat Mitschuld. Wenn Gewaltprävention auf Hochglanzbroschüren beschränkt bleibt, während die Gewalt gegen Frauen tagtäglich in Wohnungen, Beziehungen und Familien explodiert, dann ist das keine Ohnmacht – das ist politische Entscheidung.
Die Wurzel dieser Gewalt liegt nicht im „bösen Individuum“, sondern im System: im patriarchalen Besitzdenken, das Frauen als Eigentum versteht; in der ökonomischen Abhängigkeit, die Frauen oft am Gehen hindert; und in einer Gesellschaft, die Männlichkeit über Dominanz und Kontrolle definiert.
Und wer sind die Opfer? Es sind nicht die Vorstandsdirektorinnen oder Politikerinnen. Es sind Arbeiterinnen, Pensionistinnen, Migrantinnen, prekär Beschäftigte – Frauen aus der Klasse, die immer zahlt. Ein Frauenmord ist kein Beziehungsdrama, er ist Klassen- und Geschlechterkampf von oben – ein Spiegel der Machtverhältnisse, in denen Frauenleben als entbehrlich gelten.
Quelle: ORF





















































































