Der deutsche Schauspieler Rolf Becker ist im Alter von 90 Jahren in Hamburg gestorben. Wie der NDR und die Junge Welt berichteten, verstarb Becker in einem Hospiz in seiner langjährigen Wahlheimat. Der 1935 in Leipzig geborene Künstler galt als einer der markantesten Charakterdarsteller des deutschen Theaters und Fernsehens – und als politisch engagierte Stimme weit über die Bühne hinaus.
Beckers letzte größere Rolle war als Otto Stein in der ARD-Serie In aller Freundschaft, in der er seit 2006 mitwirkte. Seine Fernsehkarriere begann bereits 1962 mit einer Rolle in Die Firma Hesselbach. Auch im Kino hinterließ er Spuren, etwa in Peter Zadeks Ich bin ein Elefant, Madame (1969) oder als Staatsanwalt Peter Hach in der Verfilmung von Heinrich Bölls Die verlorene Ehre der Katharina Blum (1975). Insgesamt wirkte Becker in mehr als 200 Film- und Fernsehproduktionen mit und war zudem ein vielgefragter Synchron- und Hörspielsprecher.
Neben seiner Arbeit vor der Kamera prägte Becker über Jahrzehnte die deutschsprachige Theaterlandschaft. Nach seiner klassischen Schauspielausbildung in München gehörte er dem Ensemble des Theaters Bremen an und inszenierte dort auch selbst. Später war er in Hamburg unter anderem am Deutschen Schauspielhaus und am Thalia Theater engagiert. Von 1997 bis 2004 spielte er den Jedermann in der Hamburger Speicherstadt. Noch in seinem letzten Lebensjahr stand er auf der Bühne – unter anderem mit dem gemeinsam mit Jazzmusiker Hannes Zerbe realisierten Stück Das Floß der Verdammten.
Becker, der mehr als 50 Jahre im Hamburger Stadtteil St. Georg lebte, hinterlässt vier leibliche Kinder sowie einen Adoptivsohn. Aus seiner ersten Ehe mit der Schauspielerin Monika Hansen stammen die Schauspieler Ben und Meret Becker. Seit 1980 war er in zweiter Ehe mit der Schauspielerin Sylvia Wempner verheiratet.
Ein Leben für Kunst – und für politische Intervention
Rolf Becker war nicht nur Schauspieler, sondern auch politisch engagiert. Er setzte sich über viele Jahre gegen Faschismus und Antisemitismus ein und begleitete die 2021 verstorbene Holocaustüberlebende Esther Bejarano bei zahlreichen Veranstaltungen. Innerhalb der Gewerkschaft Verdi engagierte er sich in einer Griechenland-Solidaritätsgruppe und unterstützte wiederholt politische Gefangene. So besuchte er 2009 den zum Tode verurteilten US-Journalisten Mumia Abu-Jamal im Gefängnis und betreute über Jahre den zu lebenslanger Haft verurteilten Christian Klar.
Becker trat häufig als Rezitator politisch geprägter Texte auf, darunter das Kommunistische Manifest, Reden Fidel Castros oder Texte von Carl von Ossietzky. Der Schauspieler verstand Kunst als gesellschaftliches Eingreifen – ein Verständnis, das viele seiner Weggefährten teilten.
Erst heuer ausgezeichnet
Im April 2025 war Becker noch in Berlin geehrt worden. Bei einer Festveranstaltung zum 30-jährigen Jubiläum des Verlags 8. Mai erhielt er im Kino Babylon den erstmals vergebenen Rosa-Luxemburg-Preis. Die Auszeichnung würdigte sein künstlerisches Werk ebenso wie sein jahrzehntelanges Engagement für Gerechtigkeit und Frieden. In den Laudationes hoben Freunde, Kolleginnen und Kollegen sowie Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter sein beharrliches humanistisches Eintreten hervor. Becker selbst gab den Preis symbolisch »an alle, die nicht aufgeben« zurück.
Für einen emotionalen Abschluss der Feier sorgte sein Sohn Ben Becker, der seinem Vater David Bowies „Heroes“ widmete.
Mit Rolf Becker verliert die deutschsprachige Kulturwelt einen leidenschaftlichen Schauspieler, eine prägnante Stimme und einen politischen Menschen, der die Bühne stets auch als Ort gesellschaftlicher Auseinandersetzung verstand.





















































































