ÖVP-Spitzenkandidat Blümel sorgt sich um das Nikolofest in den Wiener Kindergärten und setzt damit seine Wien- und menschenfeindliche Kampagne im FPÖ-Stil fort.
Wien/Demre. Der aus Niederösterreich zugewanderte Gernot Blümel, ÖVP-Finanzminister und selbsternannter Bürgermeisterkandidat, gehört in Wien der religiösen Minderheit der Katholiken an. Diese stellen mit rund 30 Prozent der Bevölkerung am Papier zwar immer noch eine relativ große Glaubensgemeinschaft in der Bundeshauptstadt, jedoch ist die absolute Mehrheit von über 51 Prozent der Wienerinnen und Wiener ohne Glaubensbekenntnis glücklich. Und in Summe haben stolze 70 Prozent somit mit Blümels römisch-katholischer Parallelgesellschaft unter der patriarchalen Diktatur des Papstes nichts am Hut. Trotzdem will der türkise Vorkämpfer des rechten Glaubens der gesamten Wiener Bevölkerung seinen Willen aufzwingen. Dies bekräftigte Blümel zuletzt in einem Interview mit dem „Standard“, in dem er verpflichtende Nikolofeiern in allen öffentlichen Wiener Kindergärten fordert. Damit wärmt er eine verlogene FPÖ-Hetze auf, wonach der Nikolotag am 6. Dezember vielerorts aufgrund der zahlreichen muslimischen Kinder angeblich nicht mehr stattfinden würde – was freilich sowieso nicht stimmt. Natürlich dürfen Kinder beschenkt werden, zu Nikolo, zu Weihnachten und zu Ostern, zum Ramadan-Ende, zum Opferfest und zum Geburtstag des Propheten, zu Rosch ha-Sanna, Purim oder Chanukka – und natürlich zu Halloween. Oder an jedem anderen Tag des Jahres. Denn Kinder brauchen Zuwendung, Wertschätzung und Freude.
In der ÖVP sieht man das ein bissel differenzierter. Hier sollen Kinder nicht nur frühzeitig der Knute des Katholizismus und Kapitalismus unterworfen werden, sondern sie werden auch noch abgestuft: Herkunft, Abstammung, Muttersprache und Religion führen gemäß ihrer Politik bewusst zu unterschiedlichen Familienbeihilfen, Förderungen und Chancen – wer eine slowakische Mutter hat, ist im türkisen Weltbild weniger wert als ein echtösterreichischer Schnöselbub aus Moosbrunn. Und wer gar ein Flüchtlingskind ist, ist überhaupt ein Feind und muss abgewehrt werden, sei es durch unterlassene Hilfeleistung, Obdachverweigerung oder Ertränken. Schwerlich mit Jesus von Nazareth oder anderen christlichen Heroen wie dem Nikolo zu vereinbaren. Das volle Ausmaß des Zynismus liegt dabei in der Tatsache, dass der Heilige Nikolaus als Schutzpatron der Kinder gilt – deswegen kommt er ja am 6. Dezember zu diesen. Und nun will jene ÖVP, die im Gegensatz zu allen kirchlichen Einrichtungen die Aufnahme von Flüchtlingskindern aus Moria in Österreich ablehnt und blockiert, sich zum Fürsprecher des Nikolos machen. Heuchlerischer und widerlicher geht’s kaum. Der historische Nikolaus war übrigens Bischof von Myra (heute: Demre) an der südwestlichen Küste Anatoliens, von wo es nur eine kurze Reise nach Lesbos wäre. Der Bischof war aber nicht nur ein Wohltäter, sondern auch schlagfertig: Beim Konzil von Nicäa (325 n.u.Z.) soll er den Wortführer des Arianismus geohrfeigt haben – man kann wohl mit Gewissheit sagen, dass Nikolaus von Myra heute nicht zögern würde, die Herren Kurz, Nehammer, Kogler und Blümel abzuwatschen. Verdient hätten sie es, aber solche Heiligenheimsuchungen spielt es im richtigen Leben leider nicht. Und so ist es auch nur ein frommer Wunsch, der Krampus möge Blümel holen und für seine Untaten verdreschen. Ob er am 6. Dezember Geschenke vom Nikolo erhalten wird, sei dahingestellt, bei den Wiener Wahlen am 11. Oktober sollte Blümel von der Wiener Bevölkerung jedenfalls erhalten, was ihm und seinesgleichen zusteht: Eine Abfuhr.
Quelle: Der Standard