HomeFeuilletonGeschichteVor 45 Jahren: Gründung der Sahrauischen Demokratischen Republik

Vor 45 Jahren: Gründung der Sahrauischen Demokratischen Republik

Ebenso lang wie die DARS existiert, ist ein Großteil der Westsahara durch Marokko besetzt. Das sahrauische Volk wird unterdrückt, die Frente Polisario hält dagegen.

Tifariti/Tindūf. Am 27. Februar 1976 wurde in Bir Lehlu die unabhängige Demokratische Arabische Republik Sahara (DARS) auf dem Gebiet der ehemaligen spanischen Kolonie Westsahara gegründet. Das Territorium an der nordwestlichen Atlantikküste Afrikas, etwas südlich der Kanarischen Inseln, hat ungefähr die dreifache Größe Österreichs und knapp 600.000 Einwohner. Nachdem die Spanier 1975/76, gemäß der Dekolonialisierungsforderung der UNO, abgezogen waren, wurde die Selbstbestimmung der Sahrauis sofort von den Nachbarstaaten in Frage gestellt: Marokko besetzte den nördlichen Teil, Mauretanien vorübergehend den Süden. Seit 1979 beansprucht Marokko das gesamte Gebiet und hat es einseitig annektiert. Die bereits im Widerstand gegen die spanisch-faschistische Herrschaft 1973 gegründete, damals antiimperialistisch-sozialistische, heute sozialdemokratische „Volksfront zur Befreiung von Saguía el-Hamra und Río de Oro“ (Frente Popular de Liberación de Saguía el-Hamra y Río de Oro, kurz: Polisario) führte einen Guerillakampf gegen die Okkupanten und kontrolliert gegenwärtig wiederum etwa ein Drittel des südlichen Territoriums. Seit 1991 gilt ein Waffenstillstand, der jedoch seit Herbst 2020 von Marokko wieder in Zweifel gezogen wird.

Die Vereinten Nationen, die mit der Beobachtungsmission MINURSO vor Ort sind, verlangen die Durchführung eines Referendums über den Status der Westsahara, doch auch dies wird von Marokko hintertrieben: Die königliche Regierung in Rabat will nur über Vollintegration oder Autonomie abstimmen lassen, die von den Sahrauis gewünschte Unabhängigkeit lehnt man natürlich ab. Dabei ist die DARS zwischenzeitlich von 86 anderen Staaten anerkannt worden, gegenwärtig sind es 46, vor allem aus Afrika und Lateinamerika, und freilich unterstützen auch Kuba, Vietnam, Laos und die DVRK die sahrauische Eigenständigkeit. Europa ist jedoch eine Nullnummer: Früher waren es immerhin noch Jugoslawien und Albanien, die offizielle Beziehungen zur DARS unterhielten, doch auch das wurde auf westimperialistischen Druck längst zurückgenommen. Denn für die USA und die NATO ist Marokko ein wichtiger Verbündeter. Washington ließ sich sogar auf einen besonders schmutzigen Deal ein: Im Gegenzug für die Anerkennung Israels durch Marokko betrachten die USA die Westsahara nun offiziell als marokkanisches Staatsgebiet.

Natürlich ist dieser Zustand untragbar: Über 100.000 Sahrauis wurden vom marokkanischen Militär vertrieben und leben in algerischen Flüchtlingslagern – wo sich vorsichtshalber auch die Exilregierung befindet –, die Waffenstillstandslinie wurde von der Armee des Königreichs Marokko vermint, der von der Polisario befreite Teil der DARS wird belagert. Es ist höchste Zeit, dass der so genannte „Westsahara-Konflikt“, der nichts anderes ist als die Okkupation und Annexion der DARS durch Marokko, ins Zentrum des weltpolitischen Interesses rückt und gelöst wird – am Ende können nur der Rückzug der Besatzer, die Selbstbestimmung des sahrauischen Volkes und die Entlassung in die vor 45 Jahren beschlossene Unabhängigkeit stehen.

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