HomeFeuilletonGeschichteZum 150. Geburtstag von Alexandra Kollontai

Zum 150. Geburtstag von Alexandra Kollontai

Am 31. März 1872 wurde die russische Revolutionärin Alexandra Kollontai geboren. Als Volkskommissarin, Diplomatin und Leiterin der Frauenabteilung der Bolschewiki nahm sie bedeutenden Anteil am Aufbau des Sozialismus in der UdSSR.

Alexandra Michailowna Kollontai, geb. Domontowitsch, kam am 31. März 1872 in Sankt Petersburg zur Welt. Ihr Vater war ein russisch-zaristischer General ukrainischer Herkunft, ihre Mutter entstammte einer (wohlhabenden) finnischen Bauernfamilie, was Kollontai eine höhere Schulbildung sowie umfassende Fremdsprachenkenntnisse ermöglichte.

Marxismus und Exil

Ihre erste, 1893 geschlossene Ehe währte nur fünf Jahre, dann verließ Kollontai Mann und Kind, um vorübergehend in Zürich zu studieren – sie behielt jedoch bis zum Lebensende den Nachnamen Wladimir Kollontais. Sie war damals bereits mit revolutionärer und marxistischer Literatur in Kontakt gekommen und vertiefte nun ihre sozialistischen Ansichten. Nach ihrer Rückkehr nach Russland trat sie 1899 folgerichtig der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (SDAPR) bei. Bei deren faktischer Spaltung entschied sie sich vorerst für die Menschewiki. Inhaltlich beschäftigte sie sich intensiv mit der Frage der Gleichstellung der Frau im Sozialismus.

Ab 1908 lebte Kollontai aufgrund der zaristischen Repressionen im Exil. Ihre Stationen waren Deutschland, Frankreich sowie insbesondere die skandinavischen Länder, sie unternahm aber auch zwei Reisen in die USA. Nach Beginn des Ersten Weltkrieges – Kollontai hielt sich nun zumeist in Norwegen auf – änderte sie ihre politische Zuordnung und wechselte als engagierte Kriegsgegnerin zu den Bolschewiki, da nur diese in aller Konsequenz gegen den Sozialchauvinismus auftraten. Erst nach der Februarrevolution von 1917 konnte Kollontai nach Russland zurückkehren.

Oktoberrevolution und Volkskommissariat

Trotz ihrer langen Abwesenheit spielte sie nun eine wichtige Rolle: Sofort unterstützte sie Lenins „Aprilthesen“ und wurde zum Mitglied des Exekutivkomitees des Petrograder Sowjets gewählt. Nach einer zwischenzeitlichen Verhaftung durch die Provisorische Regierung trat sie im Zentralkomitee der Bolschewiki, dem sie nun angehörte, vehement für Lenins Plan des bewaffneten Aufstands ein, der bekanntlich zum Sieg der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution am 7. November 1917 führte. Kollontai wurde Mitglied des Rats der Volkskommissare und war für soziale Fürsorge zuständig – damit war sie weltweit das erste weibliche Regierungsmitglied der modernen Geschichte.

Zu ihren Errungenschaften in der jungen Sowjetrepublik gehörten Lockerungen im Eherecht zugunsten der Frau, Verbesserungen im Mutterschutz, das Recht auf Schwangerschaftsabbruch sowie Initiativen für öffentliche Einrichtungen im Bereich der Reproduktionsarbeit. Damals weniger, jedoch später mehr Interesse erfuhren ihre progressiven Anschauungen über die sexuelle Befreiung der Frau. – Aus Ablehnung des Friedensvertrages von Brest-Litowsk trat Kollontai von ihrem Regierungsposten schon im März 1918 wieder zurück. Sie übernahm stattdessen organisatorische Aufgaben in der Partei, nicht zuletzt die Schaffung der Frauenabteilung Schenotdel, deren Leitung sie bis 1921 innehatte. 

Diplomatischer Dienst und Würdigung

Ab 1923 wurde Kollontai im diplomatischen Dienst der UdSSR tätig, zunächst als Gesandte in Norwegen, dann vorübergehend in Mexiko. Von 1930 an versah sie ihre Aufgaben in Schweden, schließlich auch in aller Form als offizielle Botschafterin. Auch in dieser Hinsicht spielte sie global betrachtet somit eine besondere Rolle, denn nie zuvor hatte eine Frau die Führung einer diplomatischen Mission bzw. einer Botschaft übertragen bekommen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ging sie in den Ruhestand und kehrte nach Russland zurück, wo sie in Moskau weiterhin zum Beraterstab des sowjetischen Außenministeriums zählte. Am 9. März 1952 starb Kollontai im Alter von nicht ganz 80 Jahren in der Hauptstadt der UdSSR und wurde am Nowodewitschi-Friedhof beigesetzt.

Alexandra Kollontai war eine verdienstvolle und aufrechte Revolutionärin und Kommunistin, eine Pionierin der gleichberechtigten Teilnahme der Frauen am politischen Geschehen, eine marxistische Theoretikerin und Praktikerin der sozialistischen Frauenbefreiung im ökonomischen, sozialen, gesellschaftlichen und auch privaten Bereich. Sie wurde in Anerkennung ihrer Leistungen 1933 mit dem Lenin-Orden, der höchsten Auszeichnung der UdSSR, sowie 1945 mit dem Orden des Roten Banners der Arbeit bedacht.

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