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False Flag: Rechtsrock-Band auf Spotify entpuppt sich als antifaschistisches Kunstprojekt

Auf den Musikstreaming-Portalen, allen voran Spotify, finden sich allerhand Bands mit äußerst rechten und menschenverachtenden Liedtexten. Allein Spotify listet mehr als 25 Playlists mit dem Titel „Rechtsrock“. Dass es dieses Problem gibt, ist schon lange bekannt und dürfte auch den Anbietern nicht verborgen geblieben sein. Doch gemacht wurde dagegen bisher wenig. Schließlich lassen sich mit derartigen Songs auch jede Menge Profite machen.

So konnte die Band „Hetzjaeger“ mit ihrer Single-Ankündigung „Kameraden“ innerhalb weniger Wochen 100.000 Klicks generieren, ähnlich viele waren es auch auf der Videoplattform Youtube. Gepusht wurde der Song vor allem durch rechte Foren und einschlägige Telegram-Gruppen. Im Ankündigungsvideo selbst sieht man einen Mann, der mit einer Fackel durch einen düsteren Wald marschiert, er trägt Springerstiefel und eine Hundemaske. In der Beschreibung zum Song lässt die Band wenig Spielraum für Interpretationen zu ihrer politischen Ausrichtung: „Wir sind Hetzjaeger und machen Deutschrock gegen Lügen, Hetze und Unehrlichkeit. Wir sind Deutsche, Kameraden und haben die Schnauze voll davon, wie es im Moment in unserem Land läuft.“ Portale wie Belltower News warnten bereits vor der Entstehung einer neuen Nazi-Band.

Wer nun aber glaubt, dass es sich bei Hetzjaeger tatsächlich um eine rechtsextreme Musikband handelt, wurde getäuscht. Denn ab der zweiten Strophe des schließlich komplett veröffentlichten Musikstücks heißt es: „Wenn ihr das hört, sind wir vom Algorithmus längst angespült. Wenn ihr das hört, ist es eh schon lange zu spät. Denn wir, wir sind nicht eure Kameraden. Wir geben nicht nach. Wir kicken die Faschisten aus der Playlist raus, es braucht nur einen Stoß. Mit aller Kraft gegen den Hass!“

Hetzjaeger sind eigentlich eine Punkband, die den Song so angekündigt hatten, als wäre es ein Lied für Neonazis. Also eine False Flag-Aktion. Unterstützt und getragen wurde das Kunstprojekt durch die Initiative „Laut gegen Nazis“.

Obwohl das vollstände Musikvideo noch vor dem eigentlichen Erscheinungsdatum geleakt und dadurch das „Trojanische Pferd“ enttarnt wurde, werten die Macher das Projekt als wichtigen Erfolg. „Erstmal denkt man: Mist, dann funktioniert unser Ding ja gar nicht. Aber in Wirklichkeit hat das extrem geholfen. Es haben auf den Song, den die Nazis dann in ihrem Kanal geteilt haben, ein paar Tausend Aufrufe, die Aufmerksamkeit war viel größer, es gab viel mehr Kommentare, was wieder den Algorithmus trainiert. Am Ende hat der Leak das viel mehr verbreitet, als es unser Livestream getan hätte“, so die antifaschistische Initiative.

Jörn Menge, einer der Initiatoren, erklärt den politischen Anspruch hinter der antifaschistischen False Flag-Aktion: „Uns ging es darum, die Kritik an den Anbietern fortzuführen. Das ist ja das, was wir versucht haben zu zeigen: Wie funktionieren die eigentlich. Man sieht auf einmal, was weiß ich: 75.000 Likes für einen Nazi-Song in vier Wochen. Das sollte eigentlich eine Art Schock in dieser Zivilgesellschaft hervorrufen. Wir wollten auch zeigen: Welchen braunen Sumpf haben wir eigentlich?“

Quelle: BR​.de

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