Eurostat bietet die Statistiken und die UNICEF Italien schlägt Alarm: Fast 2,7 Millionen Kinder sind dauerhaft von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Damit belegt das Land die viertletzte Stelle Europas.
Rom. Verglichen mit den Zahlen von 2019 haben sind nun knapp 20.000 Kinder mehr von Armut betroffen. Die höchsten Werte auf nationaler Ebene wurden in Rumänien (41,5 Prozent), Bulgarien (33,9 Prozent) und Spanien (32,2 Prozent) verzeichnet. An vierter Stelle der Schlusslichter liegt Italien, das mit einem Anteil von rund 28 Prozent einen Platz verliert und von Griechenland überholt wird. Slowenien (10,3 Prozent), die Tschechische Republik (13,4 Prozent) und Dänemark (13,8 Prozent) weisen dagegen die niedrigsten Anteile auf. Bemerkenswert sind die Fälle Frankreichs und der Slowakei, die sich in nur einem Jahr um fast 5 Prozentpunkte verschlechtert haben (27,4 bzw. 24 Prozent). Insgesamt sind in den EU-Ländern seit der Pandemie schätzungsweise 1,5 Millionen Kinder mehr gefährdet (insgesamt 19,9).
Am 30. September, erklärte der Generaldirektor von Unicef Italien, Paolo Rozera, auf dem Nationalen Festival der Zivilökonomie in Florenz, dass „die Situation der Kinder und Jugendlichen noch schlechter ist als 1946“. Der Vergleich bezieht sich auf die zweite Nachkriegszeit.
„In Italien“, so Rozera weiter, „leben 1,4 Millionen junge Menschen in absoluter Armut, und weltweit werden 90 Prozent der heutigen Minderjährigen aufgrund von Umweltverschmutzung gesundheitliche Probleme erleiden“.
Bildungsniveau entscheidend
Während auf europäischer Ebene im Jahr 2022 24,7 Prozent der Kinder unter 18 Jahren von Armut bedroht sind, sind es bei den Erwachsenen nur 20,9 Prozent. Außerdem, so die Analyse von Eurostat, „zeigen die Daten, dass der Anteil der Kinder, die von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht sind, umso geringer ist, je höher das Bildungsniveau der Eltern ist: Bei Kindern, deren Eltern ein niedriges Bildungsniveau haben, liegt dieser Anteil bei 61,9 Prozent, während er bei Kindern, deren Eltern ein hohes Bildungsniveau haben, 10,2 Prozent beträgt“. Zwischen 2021 und 2022 sind Frankreich und die Slowakei die Länder, in denen sich die Situation der Kinder stark verschlechtert. Auf der anderen Seite haben sich Luxemburg (-5,4 Prozent), Ungarn (-5,2 Prozent) und Griechenland (-3,9 Prozent) verbessert. Italien verzeichnete ebenfalls einen leichten Rückgang (von 29,7 auf 28,5 Prozent), der jedoch nicht ausreichte, um nicht von den Griechen überholt zu werden und vor allem nicht, um sich vom letzten Platz der Rangliste zu entfernen.
Schwere Konsequenzen für das ganze Leben
Das Statistische Amt der EU weist in seinem Bericht darauf hin, warum diese Zahl zahlreiche Folgen für das Wohlergehen der Bevölkerung insgesamt haben dürfte: „Kinder, die in Armut oder sozialer Ausgrenzung aufwachsen, haben es schwerer, gute schulische Leistungen zu erbringen, sich einer guten Gesundheit zu erfreuen und ihr Potenzial im späteren Leben voll auszuschöpfen. Sie haben auch ein höheres Risiko, als Erwachsene arbeitslos, arm und sozial ausgegrenzt zu werden“. Als von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht gelten Personen, die sich in einer der drei folgenden Situationen befinden: Personen, deren verfügbares Einkommen unter 60 % des nationalen Medianwerts liegt; Personen, die unter schwerer materieller und sozialer Deprivation leiden; Personen, die in einem Haushalt mit sehr geringer Erwerbsintensität leben.
Insbesondere Save the Children machte im vergangenen März auf die Auswirkungen der steigenden Inflation im Jahr 2022 und deren Folgen für die ärmsten Familien aufmerksam. Außerdem wird berichtet, dass Italien die größten Auswirkungen der Armut auf Kinder mit Migrationshintergrund, Flüchtlinge, Asylbewerberinnen und ‑bewerber, Kinder ohne Papiere und unbegleitete Kinder hat. Wie die NGO berichtet, „ist die Kluft in vielen europäischen Ländern vorhanden, aber in Italien hat sie dazu geführt, dass 32,4 Prozent der Migranten in Armut leben (7,2 Prozent der italienischen Bürger befinden sich in der gleichen Situation)“.
2023: Mehr als 11.600 geflüchtete Kinder kamen übers Mittelmeer
Schließlich berichtete Unicef, dass zwischen Januar und Mitte September 2023 mehr als 11.600 unbegleitete Minderjährige das zentrale Mittelmeer überquert haben, um Italien ohne ihre Eltern oder Erziehungsberechtigten zu erreichen. Das ist ein Anstieg um 60 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres, als es etwa 7.200 Minderjährige waren. Und Minderjährige, die sich allein auf diese beängstigende Reise begeben, so schreibt das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, „sind in jeder Phase der Reise der Gefahr von Ausbeutung und Missbrauch ausgesetzt, wobei Mädchen und Kinder aus den afrikanischen Ländern südlich der Sahara besonders häufig missbraucht werden“. Mädchen und Kinder, die nach Aufmerksamkeit schreien und für die die europäische Politik unbedingt Verantwortung übernehmen muss.
Quelle: IlFattoQuotdiano