Seoul. Südkorea könnte am 26. September mit einem Generalstreik im Banken- und Finanzsektor konfrontiert sein. Die Financial Industry Union (KFIU), die Teil des mächtigen koreanischen Gewerkschaftsbundes ist, hat ihre Mitglieder zum Arbeitskampf aufgerufen. Gefordert werden eine Verkürzung der Arbeitszeiten, eine allgemeine Lohnerhöhung von fünf Prozent sowie mehr Personal, um die allgegenwärtige Überstundenpraxis zu beenden.
Ein zentrales Anliegen ist die Einführung eines Vier-Schicht-Systems, das die Arbeitszeit gerechter verteilen und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ermöglichen soll. Die Banken und Finanzkonzerne weist die Forderungen bislang zurück und versuchen, die Situation herunterzuspielen. Sie behauptet, ein Streik werde kaum Auswirkungen haben, da nur ein geringer Teil der Beschäftigten teilnehmen werde.
Doch die Erfahrung zeigt ein anderes Bild. Bereits im September 2022 griffen Finanzangestellte in Südkorea zu diesem Mittel. Damals beteiligten sich zwar „nur“ rund zehn Prozent der Beschäftigten im Bankensektor, dennoch war die Aktion ein deutliches Signal: Die Bankarbeiterinnen und ‑arbeiter sind bereit, das Kapital herauszufordern. Zwar gelang es den Arbeitgebern damals, den Betrieb in vielen Filialen aufrechtzuerhalten, doch die Streikbereitschaft verdeutlichte den wachsenden Unmut in der Branche.
Die diesjährige Aktion soll über den reinen Arbeitskampf hinausgehen: Im Zentrum von Seoul sind Großdemonstrationen geplant, zu denen Tausende von Beschäftigten erwartet werden. Damit soll der Druck erhöht und die Öffentlichkeit für die Anliegen der Streikenden sensibilisiert werden.
Der drohende Streik macht eines deutlich: Auch jene Beschäftigten, die oft als „Elite“ des kapitalistischen Systems dargestellt werden, sind den gleichen Mechanismen der Ausbeutung ausgesetzt wie Industriearbeiterinnen, Krankenschwestern oder Bauarbeiter. Lange Arbeitszeiten, prekäre Beschäftigungsverhältnisse und Kürzungen dienen allein dem Profit der Banken.
Quelle: RikpunKt