HomeInternationalesBoule-Verein gegen Luxushotel in Montmartre

Boule-Verein gegen Luxushotel in Montmartre

Paris. Im Pariser Stadtviertel Montmartre entbrannte ein Konflikt zwischen dem traditionsreichen Boule-Klubs „Club Lepix Abbesses Pétanque“ (CLAP) und den Betreibern eines angrenzenden Luxushotels. Der Streit, der seit rund zwei Jahren andauert, erreichte am Montag seinen vorläufigen Höhepunkt mit der Räumung des Vereinsgeländes und dem Abriss eines denkmalgeschützten Vereinshauses.

Die Stadtverwaltung von Paris plant, das Grundstück, auf dem der mitgliederstärkste Boule-Club der Hauptstadt seit 1971 aktiv ist, dem Luxushotel für einen Gastgarten zu überlassen. Gegen die drohende Verdrängung hat der Club über 13.000 Unterschriften in einer Petition gesammelt, die die Bedeutung des Vereins für den intergenerationellen Austausch und die Geselligkeit unterstreicht.

Die Räumung wurde von den Behörden damit begründet, dass die Boule-Spieler „Besetzer ohne Recht und Titel“ seien. Der Präsident des Clubs, Nicolas Jammes, äußerte sich empört über die Zerstörung eines geschützten Ortes und kritisierte, dass die Ordnungskräfte im Interesse eines privaten Betreibers handeln. Während des Polizeieinsatzes betonten die Anwältinnen des Vereins, dass der Kampf um den Platz nicht beendet sei und sie alle rechtlichen Mittel ausschöpfen würden.

Trotz der Entscheidung des Staatsrates, der bereits viermal zugunsten der Stadt geurteilt hatte, zeigte der Boule-Verein seinen Widerstand und hielt Wache, um eine mögliche Räumung zu verhindern. Am Montag wurde diese schließlich durchgeführt, wobei es zu keinen gewalttätigen Auseinandersetzungen kam.

Dank der Solidarität eines benachbarten Boule-Clubs kann der Verein jedoch vorerst seine Aktivitäten im dortigen „Boulodrome“ fortsetzen. Die Solidarität der Stadtverwaltung scheint aber, wenig überraschend, beim Kapital zu liegen. Dieser Vorfall verdeutlicht den besorgniserregenden Trend, dass öffentliche und soziale Räume zunehmend den Interessen privater Investoren weichen müssen. Letztlich führt dieser Trend dazu, dass Orte ihren lokalen Charakter nach und nach verlieren, der sie ursprünglich attraktiv machte und das Flair erzeugte, das nicht nur Einheimische, sondern eben auch Touristen schätzen. Der Profitdrang entzieht sich somit zunehmend seiner eigenen Wertschöpfungslogik.

Quelle: ORF/Clap Montmartra/Le Parisien

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